Illegale Touristen aus RusslandOligarchen-Tochter gibt mit Luxus-Reise quer durch Europa an
Die russische Influencerin Sonia Plotnikowa dokumentiert auf Instagram, wie sie zusammen mit ihrem Vater Ferien in Europa macht. Doch sie dürften gar nicht hier sein.

Stets in Kleidung von Luxusmarken gekleidet, schiesst sie Selfies auf einer Pferdekutsche in Wien, zeigt sich beim Relaxen in Kroatien und beim Trüffelpasta-Essen in Venedig – die russische Influencerin Sonia Plotnikowa hält für ihre rund 130’000 Follower auf Instagram seit Wochen ihre ausgiebige Luxusreise quer durch Europa fest. Immer an ihrer Seite: ihr Vater Wladimir Plotnikow. Doch die beiden dürften eigentlich gar nicht hier sein – denn bei Plotnikow handelt es sich um ein Mitglied der russischen Staatsduma und einen Vertrauten von Wladimir Putin.
Somit steht der russische Oligarch auf der Sanktionsliste der EU und darf derzeit nicht nach Europa einreisen. Auch sein Vermögen müsste in EU-Ländern eingefroren sein. Doch dies scheint das Vater-Tochter-Paar nicht davon abzuhalten, hier in Saus und Braus ihre Sommerferien zu verbringen. Dank Plotnikowas ausführlicher Dokumentation auf Social Media lässt sich sogar leicht nachvollziehen, über welchen Weg die beiden in die EU eingereist sind.
Aus Russland flogen Plotnikowa und ihr Vater in die türkische Metropole Istanbul – nicht etwa im Privatjet, sondern in der Businessclass der Turkish Airlines. Zu erkennen ist dies an Plotnikowas Instagram-Story aus dem Flugzeug, in der das Logo der Airline auf den Welcome-Drinks zu sehen ist. In Istanbul angekommen, residierten die beiden im Hyatt Regency Hotel und assen unter anderem Kaviar, Baklava und Fleischspiesse.
Polizei hätte Duma-Politiker «sofort verhaften» müssen
Mindestens eine Woche sollen sich die beiden in Istanbul aufgehalten haben, bevor die Reise weiter nach Italien ging. Dort machte das Vater-Tochter-Duo in Venedig eine Bootsfahrt durch die Kanäle, wie ein gemeinsamer Schnappschuss mit der Caption «Dad» mitsamt Herz-Emoji zeigt.
Lange halten sie es in Italien aber nicht aus – es geht weiter nach Kroatien, wo Plotnikowa vor drei Tagen ein weiteres Vater-Tochter-Bild aus dem Foyer des luxuriösen Kempinski-Hotels Adriatic auf der Halbinsel Istrien hochlädt. Dort verweilt Plotnikowa gemäss ihren Instagram-Storys mit einem Cocktail in der Hand am Hotel-Pool oder am Meer. Die neuste Destination: Wien, wo die Influencerin Kaffee im Starbucks holt und einen Chanel-Laden besucht – beides Marken, die ihre Standorte in Russland geschlossen haben.
Doch wie ist es möglich, dass Plotnikow überall problemlos einreisen kann? Das fragt sich auch der Experte Volker Boehme-Nessler, Professor für Europarecht an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. «Das kann eine Panne sein, Nachlässigkeit – oder Korruption», sagt er gegenüber «T-Online». Doch auch ein gefälschter Pass sei möglich.
Die Polizei hätte den Dumapolitiker «sofort verhaften, zur Grenze eskortieren und abschieben» müssen, sagt Boehme-Nessler. Alle Länder, in denen sich Plotnikow aufgehalten habe, könnten von der EU-Kommission abgemahnt oder sogar verklagt werden, da sie geltendes EU-Recht gebrochen hätten.
Plotnikowa reagiert trotzig auf Kritik
Mit ihren unbekümmerten Ferienfotos ruft Plotnikowa auf Social Media heftige Kritik hervor. Unter ihren Posts kommentieren Nutzer «Du bist hier nicht willkommen, kriech zurück nach Russland!», «Bleib Europa fern» oder in Anlehnung an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: «Hoffentlich ist dein nächster Halt in Europa Den Haag.» Plotnikowa entgegnet dem Hate in einer Instagram-Story trotzig: «Stolz, russisch zu sein» und «Schreibt eure Hass-Kommentare unter dieses Bild».

Dass die illegale Europa-Reise mit ihrem Vater dank ihrer Social-Media-Berichterstattung nun auch mediale Aufmerksamkeit erhält, scheint Sonia Plotnikowa nicht gross zu stören. In einer Instagram-Story postete die russische Oligarchentochter kommentarlos Screenshots diverser Negativschlagzeilen – und postete daraufhin munter Aufnahmen von ihrem teuren Lunch, der unter anderem wieder aus Trüffelpasta bestand.
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