Ohne Turboloch an die Spitze
Das SUV-Coupé SQ8 von Audi hat alles, um die Luxuslimousine A8 als Flaggschiff abzulösen.

Es sind tatsächlich atemberaubende Strecken, auf denen Audi sein erstes SUV-Coupé fahrdynamisch präsentiert. Gleich nach der Weltpremiere des Q8 in Hongkong ging es in die chilenischen Anden und hinauf zur Atacamawüste auf 4000 Meter über Meer. Und jetzt, da die Ingolstädter mit einer sportlicheren S-Version nachlegen, bilden für sie die Pyrenäenpässe Aubisque und Tourmalet genau das richtige Szenario – hier, wo sich die Helden der Tour de France seit Jahrzehnten heroische Kämpfe liefern. Frage an Audi: warum die Atacamawüste? Und warum die Pyrenäen? Antwort von Audi: «Weil wir das Auto ebenso atemberaubend finden wie die Kulisse, in der wir es zeigen.»
Kann man aus Sicht von Audi so sehen. Immerhin ist die Marke mit den vier Ringen auf dem besten Weg, ihr erstes SUV-Coupé in seiner Weiterentwicklung vom Q8 (seit 2018) über den SQ8 (2019) und den RSQ8 (vermutlich 2020) auf Flaggschiffkurs zu trimmen. Und das in flottem Tempo.
Zuvor war es allerdings eher schleppend zugegangen. Obwohl Audi mit Q2, Q3, Q5 und Q7 schon früh gut aufgestellt war, haben sich die Ingolstädter mit einer Coupé-Version viel Zeit gelassen. BMW jedenfalls war schon 2008 mit dem X6 präsent und doppelte vier Jahre später mit dem X4 nach. Mercedes hat den Trend in diesem für die Premium-Marken so wichtigen Segment ebenfalls rechtzeitig erkannt. Bei den Stuttgartern sind GLE und GLC längst Topseller.
Hightech-Cockpit und Assistenzsysteme vom A8
Doch jetzt holt Audi Verpasstes nach. Gründlich – und überzeugend. Das beginnt beim Design. Nutzte man bei Mercedes noch den BMW-Trendsetter X6 als Referenz, so ging Audis Kreativchef Marc Lichte eigene Wege, proportionierte den Q8 im Vergleich zum Plattformspender Q7 völlig neu – flacher, breiter, kürzer – und lässt ihn vom Outfit her weniger wuchtig erscheinen, dafür sportlicher. Die ganze Power, die beim neuen SQ8 unter der Haube steckt, schrieb Lichte dem Coupé ausschliesslich ins Gesicht: Mit dem neu gestalteten Singleframe-Grill, flankiert vom pfeilförmigen LED-Matrixlicht, wirkt der Neuling ziemlich grimmig, und man macht ihm schnell Platz, wenn er im Rückspiegel auftaucht.
Das ist auch gut so. Denn der neue Motor macht den grössten Unterschied zwischen Q8 und SQ8 aus. Musste bisher ein Dreiliter-Turbodiesel mit 286 PS genügen, der den Edel-SUV in leicht gequälten 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte, so sieht das jetzt ganz anders aus: Der Vierliter-V8-Biturbo, laut Audi der aktuell stärkste Diesel auf dem europäischen Markt, schafft mit seinen 435 PS und bei einem Drehmoment von 900 Newtonmetern den Spurt aus dem Stand in 4,8 Sekunden. Da kommt im 2,2-Tönner fast schon Sportwagen-Feeling auf. Und für Audi besonders wichtig: Das zuvor von vielen kritisierte Turboloch ist weg. Mit ein Grund dafür dürfte der elektrisch angetriebene Verdichter sein, der die beiden Turbolader beim Anfahren und Beschleunigen unterstützt. Er bezieht seine Antriebsleistung aus dem 48-Volt-Bordnetz, das beim SQ8 auch das Rückgrat des sprit sparenden Mild-Hybrid-Systems bildet. Wie hoch der Verbrauch aber dennoch sein dürfte, sagt Audi (noch) nicht.
Kommt bis 2020 tatsächlich noch eine RS-Variante hinzu, dann hat sich die Frage nach dem künftigen Flaggschiff im Konzern – A8 oder Q8 – definitiv geklärt. Das SUV-Coupé fährt ja schon jetzt mit dem Hightech-Cockpit des Luxusliners vor. Statt vieler Tasten wie noch im Q7 dominieren jetzt zwei grosse Touchscreens die Mittelkonsole. Der Sitzkomfort ist gewohnt hoch, die Platzverhältnisse sehr grosszügig und die Verarbeitung edel. Und natürlich übernimmt der SQ8 alle aktuellen Assistenzsysteme aus dem bisherigen Topmodell.
«Wir bieten im SQ8 das Beste, was Audi derzeit zu bieten hat», sagten seine Macher bei der Präsentation in den Pyrenäen. Und finden das SUV-Coupé genau deshalb auch atemberaubend.
Peter Hegetschweiler fuhr den SQ8 auf Einladung von Audi-Importeur Amag in Frankreich.
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