Oberhasler Kritik führt zu Rückweisung
Als Grundlage für künftige Verkehrsplanungen im östlichen Oberland sollte das Konzept Freizeit- und Tourismusverkehr gestern von der Regionalkonferenz genehmigt werden. Daraus wurde nichts.

«Wir sind enttäuscht von diesem Konzept», eröffnete Schattenhalbs Gemeindepräsident Andreas Michel die Diskussion zum Konzept «Freizeit- und Tourismusverkehr Oberland-Ost». Das 30-seitige Papier war am Mittwochnachmittag der Versammlung der Regionalkonferenz Oberland-Ost (RKOO) zur Genehmigung vorgelegt worden.
Michel wiederholte, was er und viele seiner Kollegen aus dem Oberhasli bereits im Rahmen der Mitwirkung zum Konzept moniert hatten – dass der Fokus zu stark aufs Bödeli gelegt werde. «In der Hochsaison ist es angesichts der hohen Frequenzen beim Passverkehr beispielsweise fast unmöglich, hier in Schattenhalb die Strasse zu überqueren», sagte Michel. Auf diese Problematik werde im Konzept aber nicht eingegangen. Es könne doch nicht sein, dass ein Teil der Region Ost einfach ausgeklammert werde, machte Michel deutlich.
Rückweisung kam durch
Unterstützung erhielt Michel von seinem Amtskollegen aus Innertkirchen, Walter Brog. Dieser wies zudem darauf hin, dass ein allfälliger Bau des Brünigtunnels unbedingt in dieses Konzept gehöre. Ferner frage er sich schon, welchen Nutzen dieses Konzept haben solle, da das vorgelegte Papier ja bekanntlich nicht behördenverbindlich sei.
Die 25 Vertreter (total 42 Stimmen) der Mitgliedsgemeinden mussten gar nicht erst über eine Genehmigung des Konzepts befinden. Michels Antrag auf Rückweisung zwecks Überarbeitung des touristischen Freizeit- und Verkehrskonzepts Oberland-Ost schaffte mit 22 Ja-Stimmen genau das absolute Mehr.
Wie RKOO-Projektleiter Mathias Boss gegenüber dieser Zeitung erklärte, gehe es nun darum, die Aspekte und Schwerpunkte bezüglich des Verkehrs im Oberhasli nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen.
Carkonzept wird erarbeitet
Der Reisebusverkehr müsse koordiniert bewältigt werden, sagte GL-Mitglied Urs Graf, Gemeindepräsident von Interlaken, an der Versammlung. «Der Raum Bödeli verzeichnet an Spitzentagen über 300 an- und abfahrende Reisebusse», sagte Graf. Auch die Talstationen der Jungfraubahnen in Grindelwald und der Schilthornbahn in Lauterbrunnen werden von Reisebussen stark frequentiert. Neu seien zudem Grindelwald und Interlaken auch Haltestationen von Fernbussen.
«Der Raum Bödeli verzeichnet an Spitzentagen über 300 an- und abfahrende Reisebusse.»
Das Carkonzept solle die Ausgangslage und die künftig ideale Zielvorstellung zur Bewältigung des Reisebusverkehrs im Raum Bödeli und in den Lütschinentälern darstellen und auf Konzeptebene mögliche Handlungsfelder und Massnahmen aufzeigen. Dabei soll auch die künftig vorgesehene Park-and-Ride-Anlage bei der BOB-Haltestelle auf dem ehemaligen Flugplatz einbezogen werden.
Die Delegierten segneten den Bruttokredit von 30'000 Franken (davon übernimmt der Kanton die Hälfte) für die Konzepterarbeitung grossmehrheitlich ab. Dies nach einer lebhaften Diskussion, in welcher unter anderem die Frage aufkam, ob es nicht Sache der touristischen Leistungsträger in der entsprechenden Region sei, ein solches Papier zu finanzieren. «Es ist sehr wohl eine Kernaufgabe der Regionalkonferenz, dieses Konzept zu erarbeiten», machte Präsident Peter Aeschimann deutlich, und Marianna Lehmann (Wilderswil) appellierte: «Wir müssen den Blick aufs Ganze legen, und wir können diese Problematik nur gemeinsam angehen.»
«Planerische Freiheiten»
Grossmehrheitlich genehmigten die Versammlungsteilnehmer den Kredit von 59'000 Franken für die Erarbeitung einer Regionalen Überbauungsordnung Holzlagerplätze.
In der vorangegangenen Diskussion signalisierte unter anderem Peter Zumbrunn, Gemeindepräsident von Brienz, im Namen seiner Exekutive Zustimmung zum Kredit, wollte jedoch «deponiert» haben, dass bei der Auswahl der Standorte eine «gewisse planerische Freiheit möglich sein muss».
Plätze für Sturmholz
RKOO-Geschäftsführer Stefan Schweizer wies darauf hin, dass geeignete Holzlagerplätze für Energieholz für die Versorgung der grösseren Holzfernwärmeanlagen von regionaler Bedeutung seien. Der gesteigerte Bedarf an Energieholz in den Wintermonaten bedinge jedoch wintersichere Zugänge zu Holzlager- und Holzschnitzelaufbereitungsplätzen.
Ebenfalls von regionaler Bedeutung seien grosse Nasslagerplätze für Wertholz aus grossen Windwurfereignissen. Diese werden nur dann benötigt, wenn grosse Mengen an Sturmholz anfallen und der Markt dieses Holz nicht innert nützlicher Frist abnehmen und verarbeiten kann. In solchen Situationen sei es notwendig, rasch geeignete und entsprechend vorbereitete Nasslagerplätze bereitzustellen.
«Wir reden hier von ein bis vier Standorten, wo jeweils mehrere Zehntausend Kubikmeter Holz gelagert werden können», sagte Schweizer und bejahte, dass es bei dieser Angelegenheit um eine eigentliche «Notfallplanung» geht. Vertreter des kantonalen Amts für Wald und des Gemeindeverbands für die Erhaltung der Wälder im Oberland-Ost (Gewo) sind die Partner der RKOO, welche die Projektleitung übernimmt.
Für die forstfachlichen Arbeiten sowie für die raumplanerische Begleitung werden externe spezialisierte Firmen eingesetzt. Was die Finanzierung dieser Überbauungsordnung angeht, übernimmt der Kanton die Hälfte der Kosten (29'500 Franken) und der Gewo 27'000 Franken. Die Restkosten von 2500 Franken werden über die Erfolgsrechnung der Regionalkonferenz finanziert.
Im Frühjahr 2020 fällig
Für den regionalen öffentlichen Verkehr der Jahre 2022 bis 2025 hat das östliche Oberland als Region sein Angebotskonzept im Frühling nächsten Jahres beim kantonalen ÖV-Amt einzureichen. Für die Konzepterarbeitung hat die Versammlung den Bruttokredit von 85'000 Franken einstimmig genehmigt. 75 Prozent der Kosten trägt der Kanton, weshalb die Regionalkonferenz die Restkosten von 21'250 Franken über die Erfolgsrechnung finanziert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch