Ein Stück NormalitätOberburg den Marsch geblasen
Am zweiten Emmental March Contest spielten 23 Blasmusikbands vor Juroren und viel Publikum – zur Freude von Zuhörern wie auch Musikanten.

Das Schulhausgelände in Oberburg war weiträumig umzäunt, über Nebenwege gabs kein Durchkommen. Wer jedoch am Eingang bei der Mezwan mit dem 3G-Ausweis Zutritt erlangte, erlebte auf dem Festplatz ein wenig fröhliche Normalität – als gäbe es kein Corona.
Bratwürste brutzelten auf dem Grill, auf langen Tischen standen Bier- und Mineralwasser-Becher, Leute diskutierten in Gruppen, flanierten rund ums Festzelt oder hörten vor der Bühne die Musikvorträge. Zwischen Besuchern fielen die flotten Uniformen der Spielleute ins Auge, mit weissem Hemd und Krawatte, lächelnden Gesichtern ohne Maske – wie wohltuend schön!

Unter den Besuchern ein bekanntes Gesicht: Jan Müller, Dirigent der beiden Oberburger Blasmusikbands und OK-Mitglied dieses neu- und einzigartigen Wettbewerbs. Am EMC – Emmental March Contest – spielten Wind- und Brassbands, in den Kategorien A oder B. Vor einer Jury zuerst zum Einspielen einen Choral und dann einen Marsch. Es konnten Preisgelder und Pokale gewonnen werden.
30 Musikformationen waren eingeladen; weil nicht alle genug geimpfte Spieler hatten, machten schliesslich nur 23 davon mit. Oberburgs Musik Frohsinn konnte als Veranstalter nicht teilnehmen. «Oberburg ist ein Blasmusik-Dorf», sagte Jan Müller. «Wir haben viele Fans, und wir können mit viel Unterstützung rechnen. Dafür bedanken wir uns gern mit Kirchenkonzerten, Jubiläumsständchen und öffentlichen Auftritten, wie sie zum Glück wieder möglich sind.»
Jan Müller sorgt mit Begeisterung und einem modernen Repertoire, das auch Stücke aus der Unterhaltungsmusik beinhaltet, dafür, dass in dem 1892 gegründeten Verein der Nachwuchs nicht fehlt.
Es begann mit dem «Hippigschpängschtli»
Apropos Nachwuchs: Müller ist Musiklehrer für Oberburgs 1. bis 4. Klasse. Darum begrüsst ihn nun Erstklässler Dario Rumasuglia, der mit Mutter und kleiner Schwester zum Konzert gekommen ist. «Jetzt kann ich noch kein Instrument, wir singen zusammen in der Schule Peter Rebers «Hippigschpängschtli» und «Guten Morgen». Aber ich will dann Flöte oder Trompete lernen und in der Blasmusik spielen», sprudelt der aufgeweckte Junge. Die Mutter habe früher Posaune gespielt, aber jetzt nur noch Gitarre, fügt er noch bei.

Mit dem Bierglas in der Hand, ausgelassen scherzend, trifft man die Runde der Musikgesellschaft Konolfingen. «Wir haben unseren Auftritt hinter uns», erklärt die Querflötenspielerin Christa Arm. «Es ist alles gut gegangen, darum sind wir erleichtert.» Über die Benotung weiss man noch nichts.
«Die Vorbereitung auf das Konzert nach der langen Pause war nicht einfach», sagt Christa Arm, «aber Musiker leben vom Auftritt». Darum wollten sie am EMC mitmachen. Es hat sich schliesslich doppelt gelohnt: Konolfingen erhielt den ersten Preis.

Mit ernster Miene sitzen dagegen die Mitglieder des Musikvereins Rothrist beisammen. Der Auftritt steht unmittelbar bevor, man spürt die Anspannung. «Das hier ist unsere Premiere», gibt Martin Hufschmid Auskunft. Auch er meint, die Vorbereitungen seien nicht gerade optimal gelaufen, aber man hoffe auf ein bisschen Glück.
«Musik einfach leben», kündigt die Band auf der Bühne ihren Vortrag an. Wie passend für die heutige Zeit, denn was wäre unser Leben ohne die Musik!
Fehler gefunden?Jetzt melden.