Ob sich der Fulehung bald verliebt?
Erstmals treibt eine Närrin ihr Unwesen in Thun: Der Thuner Kadettenverein präsentiert sein 17. TKV -Kunstblatt in doppelter Ausführung – mit einem Fulehung und einer Fulehündin als Sujet. Ob sich der Narr bald verliebt?
Sie lehnt sich mit dem Rücken an einen Baum, die Maske hat sie vom Gesicht genommen und und lässt sie in der linken Hand auslüften. Ihr blondes langes Haar und der Rock anstelle der Hose verraten ihr Geschlecht: Sie ist die erste Fulehündin von Thun und ruht sich vom Gehetze mit Schyt und Söiplaatere durch die Innenstadt aus. So oder auch anders könnte es sein, wenn es nach der Vorstellung von Stefan Werthmüller geht. Der Maler, Illustrator und Zeichner hat die Idee des Galeristen Markus Hodler umgesetzt, der einst im Scherz von einem weiblichen Fulehung gesprochen hatte. Keine abwegige Vorstellung Das Ergebnis liegt nun vor: Der Thuner Kadettenverein (TKV) kann sein 17. Kunstblatt in doppelter Ausführung präsentieren – einmal mit dem Fulehung als Sujet und einmal mit der ersten Fulehündin. «Bis in den 60er-Jahren die Mädchen mitmachen durften, war der Ausschiesset und das Kadettenwesen eine reine Buben- und Männerdomäne», sagt Markus Hodler. Deshalb sei es für ihn keine abwegige Vorstellung, dass der nächste Fulehung eine Fulehündin sein könnte. Hodler ist in Münsingen aufgewachsen. Obwohl er nie ein Kadett gewesen ist, engagiert er sich seit mehreren Jahren im Kadettenwesen und ist Mitglied des Vereins Mit Thun Verbunden (MTV). Das TKV-Kunstblatt verkauft er zum dritten Mal, doch dieses ist das erste, das auf seiner Idee basiert. Vor ihm hat lange Zeit der Galerist und ehemalige Kadett Bernhard Bischoff das Kunstblatt verkauft, welches alle Jahre von einem anderen Künstler gestaltet wird. Ein Teil des Erlöses geht an den TKV. Narrenfreiheit für die Kunst Mit der Fulehündin gerät die alte Tradition ins Wanken: «Die Reaktionen auf den weiblichen Fulehung fallen unterschiedlich aus», sagt Hodler. Den meisten Leuten gefalle die Idee. «Wenigen eingefleischten Kadettenfans kommt jedoch bereits der Fulehung etwas zu fröhlich daher.» Doch die Kunst habe wie der Narr Narrenfreiheit. Werthmüller ist in Bern aufgewachsen und lebt seit 1995 in Thun, zusammen mit seiner Frau und drei Kindern. Als Illustrator und Kunstmaler zeichnete er unter anderem für die Themenwege in der Schweiz und Plakate für kulturelle Veranstaltungen; in Thun zum Beispiel für den «Winterzauber» und die Kulturgruppe der Kirchgemeinde Thun-Strättligen. Keine Revolution anzetteln «Ich sagte Markus Hodler den Auftrag zu, habe mir jedoch die Freiheit bei der Ausgestaltung ausbedingt», erinnert sich Stefan Werthmüller. Da er das Kleid des Fulehungs langweilig finde, habe er die beiden in fröhlichen Narrenkleidern gezeichnet. «Die Fulehündin ist ein spielerischer Gedanke und ein Blick in eine mögliche Zukunft, ohne dies fordern zu wollen», sagt der Künstler und ergänzt mit einem Augenzwinkern: «Wir wollen nicht etwa eine Revolution anzetteln.» Ob sich der Fulehung und die Fulehündin bald ein Paar sind, weiss der Künstler nicht. «Meine Sujets lassen mehrere Deutungen zu», sagt Werthmüller. Umso besser: Wie sonst könnte sich der Fulehung in die Fulehündin verlieben — oder umgekehrt.Franziska Streun 17. TKV-Kunstblatt, Sujets Fulehung und Fulehündin, je 100 Exemplare (einzeln oder als Paar erhältlich), 200 Franken pro Blatt, Verkauf ab Ausschiesset-Dienstag (29.9.09), Atelier & Kunstgalerie Hodler, Frutigenstrasse 46 A (Hohmadpark), Thun, Tel. 033 223 15 41>
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