«Nun könnte es zu verheerenden Überschwemmungen kommen»
Seit den Achtzigerjahren hat es nicht mehr so viel geschneit. Nun könnte das Mittelland in einem Jahrhundert-Hochwasser versinken, befürchtet der Berner Klimahistoriker Christian Pfister.

In den letzten Wochen hat es in den Schweizer Bergen heftig geschneit. Und heute liegen sogar Zürich und Bern unter einer zentimeterdicken Schneedecke. Ist das normal? Wir erleben zurzeit den schneereichsten Winter seit den 1980er-Jahren. In den letzten 25 Jahren lag im Mittelland nur noch selten für längere Zeit eine durchgehende Schneedecke. Diesen Winter sehe ich daher als Extremereignis an: Viel feuchte Luft floss von Süden in die Schweiz, was für mich in dieser Dauer und Intensität eine ungewohntes Phänomen ist. Früher, in ähnlichen Wintern, kam die Feuchtigkeit eher aus Nordwesten.
Dann stimmt das Bauchgefühl vieler Schweizer, dass der Winter so schneereich ist, wie schon lange nicht mehr. Dieser Winter ist ein Gegenpol zu der Entwicklung der letzten Jahre. Die Temperaturen sind zwar normal, doch die Schneemenge und die Schneedauer sind – zumal für den Dezember – extrem.
Was bedeutet das für die Schweiz? Schneit es weiter, könnte es zu einer Situation wie im Dezember 1808 kommen. Damals gingen auf der Alpennordseite Dutzende von Lawinen nieder, die schwere Schäden anrichteten. Eine weitere Gefahr droht bei einem Wetterumschwung: Sollte es wärmer werden und ein oder zwei Tage intensiv in den Schnee regnen, könnte es zu verheerenden Überschwemmungen kommen. In der Geschichte sind solche Winterhochwasser mehrfach belegt, so 1570, 1651 und 1711. In den letzten 100 Jahren gab es keine Aufzeichnungen von schweren winterlichen Überschwemmungen, darum denkt man oft nicht an dieses Szenario.
Sind solche Extrem-Winter nicht voraussehbar? Nein. Die Entwicklung des Niederschlags lässt sich anhand von Modellrechnungen sehr viel schwerer abschätzen als jene der Temperatur. Zudem fehlen uns für die Zeit vor 1900 die nötigen Daten.
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