«Wenn etwas schiefgeht, einfach den roten Notfallknopf drücken», warnt der Instruktor und lässt uns alleine im Auto zurück. Chauffiert werden wir heute von einem Smartphone. Was kann da schon schiefgehen?
Nicht viel. Denn es handelt sich um einen Marketingstunt des chinesischen Telecomkonzerns Huawei. Wir wagen uns auch nicht in den chaotischen Stadtverkehr von Barcelona, sondern fahren nur auf dem leeren Stadionparkplatz des FC Barcelona hin und her. Sogar ein Ambulanzfahrzeug steht in der Nähe. Alles ganz harmlos.
Es gehe auch nicht um das Auto, erklärt ein Huawei-Mitarbeiter, sondern darum, wie viel Leistung im Telefon steckt. Und wie schnell es Hindernisse erkennt und ihnen ausweicht.
Doch eigentlich geht es um etwas ganz anderes: Aufmerksamkeit. Am Mobile World Congress mit Tausenden Ausstellern ist jedes Mittel recht, um aufzufallen. Huawei lässt den umgebauten Porsche von früh bis spät Journalisten chauffieren.
Der Oldie-Trick
HMD Global, die Firma mit dem Recht, Handys mit dem Nokia-Logo zu verkaufen, hat einen anderen Trick. Wie im Vorjahr setzt die Firma auf Nostalgie und bringt einen Handyklassiker zurück. Heuer ist es das Bananen-Telefon, das Nokia 8110. Die Aufmerksamkeit ist HMD einmal mehr sicher.
Schwieriger haben es Firmen wie Samsung oder Sony, die leicht verbesserte Handymodelle vorstellen. Seit Jahren hat die Branche ein Plateau erreicht. Grosse Sprünge sind kaum mehr möglich. Randlose Bildschirme sind nicht mehr teuer, und drahtloses Laden ist auch keine Hexerei.
Kameras werden immer besser
In einer Kategorie gibt es aber weiterhin Jahr für Jahr beeindruckende Verbesserungen: bei der Handykamera. Kein Wunder, stellen Samsung und Sony ihre neuen Kameras ins Zentrum. Samsungs variable Blende ist eine beeindruckende Ingenieursleistung. Aber noch ist unklar, wie hilfreich sie im Alltag ist. Nokia hatte vor Jahren ebenfalls einmal eine Handykamera mit variabler Blende. Die Idee wurde aber nicht weiterverfolgt.
Sony dagegen nutzt die hausinterne Sensor-Expertise und und holt das Maximum aus der bestehenden Hardware heraus. Etwas mehr Auflösung und Dynamikumfang hier, etwas mehr Tempo da. Alles ziemlich technisch.
Während fast alle Hersteller inzwischen Doppelkameras haben, haben Sonys neuste Handys weiterhin nur eine Kamera. Das ist typisch. Wer wie Sony nicht nur Handys, sondern auch Fotokameras baut, misstraut Algorithmen und Softwaretricks, die den Effekt von teuren Objektiven nachahmen.
Obwohl Sony die Konkurrenz mit Fotosensoren für ihre Handykameras beliefert, dauert es bei den Japanern traditionell länger, bis Neuheiten übernommen werden. Das war schon bei der optischen Bildstabilisierung so und nun bei Doppelkameras auch wieder. Doch Sony ist nicht untätig. Im Anschluss an die Präsentation zeigten die Japaner eine Doppelkamera. Die sei aber erst in Arbeit und komme in einem späteren Smartphone zum Einsatz.
Anders als weitere Hersteller stehen bei der Doppelkamera von Sony nicht Zoom, Weitwinkel oder Schwarzweiss im Zentrum. Sony will Fotos bei sehr wenig Licht ermöglichen. Erste Aufnahmen mit einem Prototyp sahen vielversprechend aus. Doch weitere Details waren den Sony-Mitarbeitern auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht zu entlocken. Die Vermutung liegt nahe, dass ein entsprechendes Handy im September an der nächsten Messe vorgestellt werden könnte.
Aktuell sollte man als ambitionierter Handyfotograf aber sowieso abwarten. Denn Huawei stellt am 27. März zusammen mit Leica ein Smartphone mit einer Dreifachkamera vor. In den Messehallen wirbt Huawei bereits offensiv für die Präsentation.
Mit solchen Neuheiten am Horizont werden Handykameras weiter zu deutlich grösseren Fotokameras aufschliessen und die Kamerafirmen zu neuen Höchstleistungen anspornen. Dieser Tage abseits der Handymesse vorgestellte Kameras wie die Canon M50, die Fuji X-H1 oder die Sony A7iii sind der beste Beweis dafür.
Was wurde aus den Hypes?
Und was ist mit den Hype-Themen der letzten Jahre? Smarte Uhren muss man in Barcelona regelrecht suchen. Ein Modell mit eingebautem Beamer dürfte kaum ein Erfolg werden.
Ein Millionenerfolg sind dafür in China Smartwatches für Kinder. Damit können sie telefonieren und Kurznachrichten verschicken, und die Eltern wissen immer, wo der Nachwuchs ist. Der Chiphersteller Qualcomm zeigte eine grosse Auswahl an solch bunten Uhren.
Auch Virtual-Reality-Brillen sind nicht mehr ganz so prominent wie auch schon. Aber ganz verschwunden sind sie nicht. Bei Samsung konnte man damit snowboarden und bei SAP können Manager damit ihre Geschäfte planen. Insgesamt fällt auf, dass die Brillen inzwischen mehrheitlich ohne Kabel funktionieren und die Bildqualität besser geworden ist. Doch es bleiben Nischengeräte.
Alle sind bereit für 5G
Alles andere als Nische wird ab nächstem Jahr der neue Mobilfunkstandard 5G werden. Nun, da aus dem Versprechen für die Zukunft in den nächsten Monaten und Jahren Realität werden wird, findet man kaum einen Aussteller, der nicht vorführt, wie sehr er bereit für den Technologiesprung ist. Die Hoffnung der Händler ist gross, dass Firmen und Konsumenten bald viele neue Geräte kaufen und alles Mögliche mit dem Internet verbinden wollen.
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Notfallknöpfe und Nostalgie an der Handymesse
In Barcelona zeigen Hersteller die Smartphones und Gadgets von morgen. Ein Messefazit mit vier Highlights.