Quarantäne-Ausnahme für FilmstarNicole Kidman verärgert ganz Hongkong
Für eine Serie über Expats weilt Nicole Kidman in Hongkong. Dass sie nicht wie alle anderen in Quarantäne musste, sorgt jetzt für Empörung.

In Hongkong gelten seit vergangenem Montag verschärfte Quarantänemassnahmen. Damit will man in der chinesischen Metropole die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus eindämmen. Sogar olympische Sportler mussten sich bei ihrer Rückkehr nach Hongkong in Quarantäne begeben.
Doch offenbar gelten nicht für alle Besucher der Stadt dieselben Vorschriften. Wie lokale Medien berichteten, hat Filmstar Nicole Kidman, die am 12. August mit dem Privatjet aus Sidney einflog, eine Ausnahmebewilligung bekommen, um die siebentägige Quarantäne zu umgehen.
Shopping statt Quarantäne
Die Schauspielerin und Produzentin dreht in Hongkong für Amazon die Serie «Expats» unter der Regie von Lulu Wang («The Farewell»). Bereits zwei Tage nach der Ankunft wurde der 54-jährige Star beim Shopping gesehen. Laut der Regierung habe man Kidman und einigen Personen der Filmcrew die Quarantäne-Ausnahmeregelung aus ökonomischen Gründen erteilt.
In den sozialen Medien hat man dafür bloss Spott und Verachtung übrig. Ein Twitter-Nutzer schrieb: «Jetzt reichts. Meine Mutter ändert ihren Namen in ‹Nicole Kidman›, und ich habe gerade meine Gulfstream G650 geschickt, um sie abzuholen.»
Die Hongkonger Politikerin Elizabeth Quat erklärte, sie habe zahlreiche Beschwerden von Einwohnern Hongkongs bekommen. Und auch in einer Facebook-Gruppe von Quarantäne-Betroffenen in Hongkong häuften sich die erbosten Kommentare.
Zudem wurde der Entscheid von Amazon kritisiert, nicht nur eine, sondern gleich zwei Serien («Expats», «Exciting Times») über die reiche ausländische Elite in Hongkong zu drehen, während China hart gegen Demokratieaktivisten vorgeht. Oppositionelle wurden zu Dutzenden eingesperrt oder mussten flüchten, während die Regierung eine millionenschwere Goodwillkampagne vorbereitet, um Hongkong als «the best place in Asia to live» zu verkaufen.
Was Nicole Kidman betrifft: Es ist nicht das erste Mal, dass die Schauspielerin bezüglich Corona eine Sonderbehandlung erfährt. Als sie mit ihrer Familie im Sommer 2020 aus den USA nach Australien flog, galt dort eine strikte Quarantänepflicht, die es im Hotel abzusitzen galt.
Gladys Berejiklian, die Premierministerin von New South Wales, sagte damals, es gebe keine Ausnahmen. Trotzdem durften Kidman, ihr Gatte Keith Urban und die beiden Töchter die Quarantänezeit dann auf ihrem privaten Ferienanwesen geniessen.
Hans Jürg Zinsli hat Germanistik und Journalismus in Fribourg studiert und begann 1998 als Kulturredaktor zu arbeiten. 2018 erhielt er den Prix Pathé (Tout court) für Filmpublizistik.
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