Nicht ohne meine Flöte
Léonie Sophie Monnerat aus Rüegsauschachen ist eine ambitionierte Querflötenspielerin. Im Gymnasium Hofwil besucht die 16-Jährige eine Talentklasse – und träumt von einer Militärkarriere.

An einem Freitagabend im grossen Konzertsaal der Hochschule der Künste in Bern (HKB): Die Schülerinnen und Schüler von Dozent Christian Studler laden zu einer öffentlichen Audition. «Die vier Jahreszeiten» von Vivaldi machen den Anfang, auch Bach und Mozart werden gespielt.
Mittendrin: Léonie Sophie Monnerat aus Rüegsauschachen. Die 16-Jährige ist die Jüngste auf der Bühne – und überrascht am Konzert mit einer Beatbox-Einlage an der Querflöte. Doch der Reihe nach.
Musikalisches Umfeld
Die Musik ist Léonie Sophie Monnerat in die Wiege gelegt worden. Die Mutter spielt Fagott. Der Vater Trompete. Zudem ist er Dirigent in der Militärmusik. Er war es auch, der wollte, dass alle seine Kinder – Léonie Sophie Monnerat hat noch zwei kleinere Brüder – ein Instrument erlernen. Und er schickte seine Tochter in die musikalische Früherziehung.
Ihre Lehrerin dort spielte Querflöte, dieses Instrument faszinierte die damals Sechsjährige – und so entschied sie sich gegen die Geige und für das Blasinstrument. «Ich bin ziemlich schnell sehr gut vorangekommen», erinnert sie sich an die Anfänge.
Bald einmal verliebte sie sich auch in die Vorzüge der Querflöte: «Man kann sie sehr schnell spielen, sie hat unglaublich viele Klangvariationen.» Und nicht zuletzt sei sie sehr handlich, alles passe in ein kleines Köfferchen. Ihre Brüder, die Harfe und Klavier spielen, können ein Lied davon singen.
Während Léonie Sophie Monnerat privat gerne K-Pop (koreanischen Pop) hört, spielt sie mit der Querflöte bevorzugt klassische Musik und Barock. Sie wagt sich aber auch auf neues Terrain. «Derzeit lerne ich Beatboxen und gleichzeitig Querflöte zu spielen.»
Umzug ins Internat
Eine Stunde übt der Teenager pro Tag. Am Dienstag und am Donnerstag sind es – im Rahmen des Schulunterrichts – je fünf Stunden. Léonie Sophie Monnerat studiert seit August 2018 parallel zum Gymnasialunterricht Musik (siehe Kasten).
In den Lektionen wird aber nicht nur musiziert, sondern auch Theorie gebüffelt – oder an der perfekten Haltung gearbeitet. Nebst Musikern besteht ihre Klasse aus Sportlern und gestalterischen Künstlern. Im Gymnasium ist Léonie Sophie Monnerat eine der Ältesten, in der Flötenklasse an der HKB die Jüngste.
Letzteres kann mitunter deprimierend sein, da viele Schülerinnen und Schüler in ihrer musikalischen Entwicklung bereits weiter sind. «Es ist alles eine Frage der Motivation. Stimmt sie, fällt das Lernen leicht.» Tage, an denen sie am liebsten alles in eine Ecke schmeissen würde, gibt es auch, sagt sie, um im gleichen Atemzug zu ergänzen: «Ich kann kaum einen Tage ohne die Querflöte sein, dann fehlt mir etwas.» Der Musik ordnet Léonie Sophie Monnerat viel unter.
Seit Februar wohnt sie in einem Einzelzimmer im Internat, das sich unmittelbar neben dem Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee befindet. «So erspare ich mir den einstündigen Schulweg.» Und so hat sie mehr Zeit zum Lernen – oder um Hobbys nachzugehen. «Zeichnen, Sprachen, Theaterspielen, Netflix und Kolleginnen», erwähnt sie. Viel Freizeit aber habe sie nicht.
Dem Vater nacheifern
«Früher war ich eine richtige Rampensau», sagt die Emmentalerin. Wann immer es möglich war, trat sie auf. Und sie nahm mehrfach am Schweizerischen Solisten- und Ensembles-Wettbewerb teil, einmal vermochte sie diesen in ihrer Kategorie sogar zu gewinnen.
Nebst den öffentlichen Auditionen an der HKB steht Léonie Sophie Monnerat auch regelmässig mit der Musikgesellschaft Hasle-Rüegsau auf der Bühne. Anlässlich der Frühlings- und Weihnachtskonzerte, an der Solätte in Burgdorf oder am Bernischen Kantonal-Musikfest, das heuer Mitte Juni in Thun stattfinden wird.
Und wohin führt der Weg der Querflötenspielerin? «Ich habe in den letzten zwei Jahren einen Riesensprung gemacht», sagt sie, entsprechend ambitioniert formuliert sie ihre Ziele: Nach Abschluss des Bachelors könnte ich mir vorstellen, den Master in Pädagogik zu machen, «weil ich gerne mit Kindern arbeite».
Und dann wäre da noch der Traum einer Militärkarriere. Eines Tages in die Fussstapfen ihres Vaters treten, Dirigentin der Militärmusik werden. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt. «Träumen darf man ja», sagt sie.
Applaus als Lohn
Zurück in den grossen Konzertsaal der HKB. Léonie Sophie Monnerat ist zufrieden mit ihrem Auftritt. Sie sagt: «Etwas vom Schönsten in meinem Leben ist, wenn ich auf einer Bühne das, was ich zeigen will, zeigen kann.» Und das Publikum? Es quittiert den unkonventionellen Auftritt der Schülerin mit grossem Applaus. Das ist der Lohn für die harte Arbeit.

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