Nicht nur Diplome sollen zählen
Durch Globalisierung und Digitalisierung steigt die Nachfrage nach besser qualifiziertem Personal. Die Migrationskommission will den Zugang zum Arbeitsmarkt überdenken.

Angesichts der sich wandelnden Struktur der Zuwanderung gilt es, den Zugang zum Arbeitsmarkt neu zu überdenken. Das fordert die Eidgenössische Migrationskommission (EKM) in einem am Montag veröffentlichten Positionspapier. Es brauche neue Strukturen die dem Wandel gerecht werden.
Die Globalisierung und die Digitalisierung bringen es mit sich, dass die Nachfrage nach besser qualifiziertem Personal steigt, wie die EKM in dem Positionspapier schreibt. Auch die Zusammensetzung der Einwanderungsgruppen veränderte sich.
Mehr als «Inländervorrang light» benötigt
Jede zweite eingewanderte Person kommt aktuell als Angehörige im Familiennachzug, Studierende oder Asylsuchende in die Schweiz. Da ist gemäss der Kommission mehr vonnöten, als die geplante Umsetzung des «Inländervorrangs light».
Es brauche Massnahmen, um den nachhaltigen Zugang zum Arbeitsmarkt für Einheimische und Zugewanderte zu sichern. Diese Massnahmen will die EKM verstärkt auf das inländische Potenzial ausgerichtet sehen.
Auch die Strukturen müssten dem Wandel gerecht werden und die Arbeitsmarktintegration neu regeln. In vier Hauptanliegen präsentiert die EKM ihre Vorschläge.
Auch informelle Qualifikationen zulassen
Dazu gehört die Förderung des Potenzials aller in der Schweiz wohnhaften Personen. Bei neu zugezogenen Migrantinnen und Migranten aller Kategorien und bei Leuten mit Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt sollen Qualifikationen sorgfältig abgeklärt werden. Dabei sind informell erworbene Kompetenzen ebenso zu berücksichtigen wie formelle Berufs- und Bildungsabschlüsse.
Ergänzend zur heutigen Anerkennung von Diplomen müssten auch vorhandenes Wissen und Erfahrungen geprüft werden, etwa durch Tests in der Praxis. Darauf basierend sollten Berufsangebote eingeführt werden, welche es ermöglichen, Wissen und Erfahrungen einzubringen. Dabei sollen die Berufsverbände gezielt einbezogen werden.
Bildung im Vorschulalter
Gerade die frühe Bildung bietet gemäss der Kommission viele Chancen. Das gelte es gerade im Vorschulalter zu nutzen. Darum müsse dieses Angebot insbesondere auch für benachteiligte Gruppen ausgebaut werden.
Der Bildungserwerb sollte sich nach den neuen Bedürfnissen der Arbeitswelt richten, und zwar vom Vorschulalter bis zur Erwachsenenbildung. Bildungsmöglichkeiten müssten allen und in jedem Alter offenstehen.
Die Arbeitsmarktintegration sollte zudem nachhaltig erfolgen. Es gehe nicht darum, möglichst viele Menschen möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sondern eine Qualifikation zu erzielen, die den Ansprüchen des Arbeitsmarkts genügt.
Kosten lassen sich kompensieren
Das koste zwar mehr, sei aber eine Investition in die Zukunft. Die Mehrkosten könnten als höhere Steuereinnahmen, mehr einheimische Fachkräfte und geringere Sozialhilfeleistungen wegen weniger prekären Arbeitsverhältnissen kompensiert werden.
Hindernisse für die Arbeitsmarktintegration müssen gezielt beseitigt werden, schreibt die EKM. Langwierige Bewilligungsverfahren und Sonderabgaben müssten verschwinden, die Integration am ersten Tag beginnen. Gerade bei Flüchtlingen, vorläufig Aufgenommenen und Asylsuchenden sind Angebote gefragt, bei denen Spracherwerb und Arbeit Hand in Hand gehen.
Dazu braucht es eine engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Sozialpartnern, dem Staat und den Betroffenen. Firmen, die sich für Betreuungsangebote, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Weiterbildung einsetzen, sollten Anreize erhalten.
SDA/kat
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