Nicht mehr dumm und naiv sein
Coach Vladimir Petkovic gibt sich vor dem Finalspiel gegen Irland entspannt.
Vladimir Petkovic sagt es gerne, bevor er in ein Spiel geht: «Wir müssen positiv bleiben.» Er macht das auch jetzt, knapp 28 Stunden vor dem Anpfiff des Spiels gegen Irland, und er tut es mit gutem Grund: Es soll helfen, das auszublenden, was in dieser EM-Qualifikation für die Schweizer schon häufig schiefgegangen ist.
Das Spiel ist von besonderer Bedeutung, «ein Final», sagt Petkovic. Und dass es so weit gekommen ist, hat eben viel mit der Schwäche der Schweizer in jüngster Zeit zu tun. Es geht um diese Fehler gegen Spielende, für die sie teuer bezahlt haben. Fünf Punkte haben sie allein gegen Dänemark, in Irland und auch in Kopenhagen durch fünf Gegentore ab der 84. Minute verloren. 3:3, 1:1 und 0:1 hiessen die Ergebnisse statt 3:0, 1:0 und 0:0.
«Wir dürfen das nicht zu sehr thematisieren», sagt Petkovic an diesem späten Montagnachmittag im Stade de Genève. Er will ausblenden, dass seine Verteidiger auch am Samstag in Kopenhagen dumm und naiv zu Werke gingen. Dumm und naiv waren die Worte von Fabian Schär, einem der Mitschuldigen am Tor durch Yussuf Poulsen. Die verlorenen Punkte haben die Schweizer unter Zugzwang gebracht. Einen Ausrutscher können sie sich heute nicht mehr erlauben, schon gar keine Niederlage, wenn sie im März nicht noch den beschwerlichen Weg über das Playoff der Nations League gehen wollen.
Die bemerkenswerte Bilanz
Auf dem Papier haben sie die besseren Spieler als Irland. Dass sich Dänemarks Goalie-Legende Peter Schmeichel abfällig über die Mannschaft von Mick McCarthy äusserte («Die Iren sind so schlecht»), nimmt Petkovic aber nicht zum Nennwert. Man rede nicht schlecht über Gäste, sagt er.
Lieber erinnert er daran, wie seine Bilanz als Coach der Schweiz aussieht. Seit 2014 habe er, abgesehen vom 0:2 gegen England zum Einstand, kein Heimspiel verloren, rechnet er vor. Das stimmt, wenn er die Niederlagen in den Tests gegen Bosnien, Belgien und Katar ausblendet. In den Spielen der Qualifikationen und der Nations League sehen die Zahlen bemerkenswert aus: 14 Spiele, 12 Siege, 2 Unentschieden, 48:9 Tore.
Petkovic sieht sich öfters infrage gestellt
Mag sein, dass der Coach auch deshalb verblüfft ist, wie seine Position gerade in diesen Tagen wieder beurteilt wird. Als er in Genf danach gefragt wird, gibt er sich entspannt. Wobei das nicht heissen muss, dass er das wirklich auch ist. Dafür ist er als zu empfindlich bekannt. Kritik, sagt er dann, sei eine normale Sache, es gebe Zeiten, in denen man infrage gestellt werde. «Bei mir ist das öfters, seit fünfeinhalb Jahren schon.»
Er wird wissen, ob es gleich so schlimm gewesen ist. Seine Antwort ist aber noch nicht fertig: «Es geht nicht um Vladimir Petkovic. Es geht nicht um eine einzelne Person. Es geht um die Nationalmannschaft.» Und mit Blick in die Journalistenrunde schiebt er nach: «Ihr könnt helfen, dass wir an die EM kommen.» Wenn Journalisten bloss verteidigen könnten.
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