«Nicht die Zeit für eine Parade»
New York kämpft mit den Folgen des Wirbelsturms Sandy. Dass ausgerechnet jetzt Tausende Teilnehmer des New York Marathon durch die versehrte Stadt laufen sollen, stösst auf massive Kritik.

Die geplante Austragung des Marathons in New York nur wenige Tage nach dem Wirbelsturm Sandy stösst auf Kritik. Von einer eklatanten Fehlentscheidung spricht die New Yorker Senatorin Liz Krueger.
Mit Blick auf die Aufräumarbeiten sagte die Politikerin der «New York Times»: «Ich verstehe, dass der Marathon der lokalen Wirtschaft Einnahmen bringt, aber seien wir ehrlich, er bindet erhebliche Kräfte. In keinem der Bezirke läuft es auch nur annähernd normal.»
James Molinaro, der Chef des Stadtbezirks Staten Island, appellierte an Bürgermeister Michael Bloomberg, die Entscheidung für die Austragung zu überdenken. Molinaro erklärte, er habe mit einer Absage gerechnet. «Mein Gott. Was wir hier haben, ist schrecklich, eine Katastrophe. Wenn sie laufen wollen, lasst sie für sich selbst laufen. Das ist nicht die Zeit für eine Parade», sagte Molinaro. Das 42,195 Kilometer lange Rennen durch die fünf Stadtbezirke beginnt traditionell auf der Verrazano Narrows Bridge in Staten Island.
Die Organisatoren sagten unterdessen die für Freitag geplante Eröffnungszeremonie ab. Auch das fünf Kilometer lange Rennen im Central Park vom Samstag wird nicht durchgeführt. Noch ist offen, ob die Strecke geändert wird – sie war nicht direkt von den Überschwemmungen betroffen.
Der Marathon: Ein Klumpenrisiko
Der organisierende Club, die New Yorker Road Runners, kann seit der Gründung des Rennens vor 42 Jahren auf eine makellose Bilanz verweisen. Selbst einige Wochen nach dem Terroranschlag auf die Zwillingstürme vom 1. September 2001 schickte der Club die Botschaft um die Welt, dass Amerikaner noch in der grössten Katastrophe durchhalten – auch damals fand der Marathon statt. Viele Läufer verzichteten damals jedoch auf einen Einsatz, auch aus Pietätsgründen, womit «nur» 23'664 im Central Park ins Ziel liefen. 2011 klassierten sich hingegen mit 47'323, so viele wie noch nie.
Der Marathon generiert die Hälfte des Jahreseinkommens von 59,3 Millionen Dollar der Organisation. Insofern ist das Flaggschiff des Non-Profit-Unternehmens, das fast 70 weitere Laufveranstaltungen durchführt, auch ein Klumpenrisiko. Schliesslich stehen 160 Vollzeitangestellte auf der Lohnliste, die wollen bezahlt sein. Und die Millionenmetropole zählt den Anlass zu ihren jährlichen Veranstaltungshighlights, löst er doch einen Umsatz von 340 Millionen Dollar aus.
si/kle/Christian Brüngger
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