Eine schrecklich nette Familie
Der Netanyahu-Clan sorgt häufig für kuriose Schlagzeilen.
Die Israelis verfolgen die Ausfälle und Skandale wie eine Seifenoper: Israels First Lady Sara Netanyahu ist für Wutausbrüche, schlechte Behandlung von Angestellten und ihren Hang zum Luxus auf Staatskosten bekannt. Ihr Auftreten wird immer wieder zur Belastung für Premierminister Benjamin Netanyahu. Zuletzt machte sie bei einem Staatsbesuch in der Ukraine zweimal auf sich aufmerksam: Bodyguards konnten die ehemalige Stewardess nur mit Mühe davon abhalten, ins Cockpit zu stürmen, weil der Pilot nur ihren Mann begrüsst hatte. Nach der Ankunft brüskierte sie die Gastgeber. Sie warf das nach ukrainischer Tradition zur Begrüssung angebotene Brot achtlos auf den Boden.
Die 60-Jährige ist die dritte Ehefrau Netanyahus, sie begleitet ihren Mann auf fast allen Reisen. Aus Eifersucht, so heisst es. Es wird berichtet, dass Stewardessen den Regierungschef nicht direkt fragen dürften, ob er noch etwas trinken wolle, sondern sich mit dieser Frage an seine Frau wenden müssten. Man liegt nicht falsch, wenn man einzelne Fälle als Klatsch und Tratsch abtut. Wenn die Eskapaden aber regelmässig das Volk beschäftigen, bekommt das eine Bedeutung, vor allem kurz vor Wahlen.
«Sie mischt sich überall ein»
Und die Skandale gehen über blossen Gossip hinaus. Die First Lady liess sich von ihren Bediensteten auch das Pfand für rund 80000 Flaschen aushändigen, die auf Kosten der Steuerzahler gekauft worden waren. Im Juni wurde Sara Netanyahu zu einer Geldstrafe von umgerechnet 15000 Franken verurteilt, weil sie auf Staatskosten Speisen aus Luxusrestaurants im Wert von 94000 Franken bestellt hatte – trotz einer Köchin. Angestellte zogen vor Gericht, einer erstritt wegen schlechter Behandlung 39000 Franken Schadenersatz. Nicht nur Bedienstete können von wütenden Ausfällen berichten.
«Die Schreiereien konnten fünf, zehn Minuten dauern», erzählt Miriam Adelson über Sara Netanyahus Anrufe. Adelson ist die Ehefrau des Besitzers des Gratisblattes «Israel Hayom». Wiederholt habe sich die First Lady über Berichte beschwert. Sara Netanyahu habe sie beschuldigt, persönlich dafür verantwortlich zu sein, wenn wegen dieser Artikel der Iran Israel angreife. Adelson war im Zuge von Korruptionsermittlungen gegen Netanyahu von der Polizei befragt worden, ihre Aussagen wurden kürzlich veröffentlicht. Ihr Fazit zu Sara Netanyahu: «Sie mischt sich überall ein.»
Auch Netanyahus 28-jähriger Sohn Yair mischt in der Politik mit, bevorzugt über soziale Medien. Sein Facebook-Konto wurden wegen rassistischer Aussagen gesperrt, er stand mehrfach vor Gericht. Von seinem Job als Social-Media-Beauftragter einer Organisation wurde er nach Beleidigungen des Präsidenten Reuven Rivlin beurlaubt.
Seinen Vater brachte Yair in die Bredouille, als er Geld für eine Prostituierte vom Sohn eines Besitzers von Gasfeldern forderte, der von politischen Entscheidungen profitierte. Kurz vor der Wahl plauderte Yair Netanyahu aus, sein Vater strebe eine Einheitsregierung an. In Israel wird spekuliert, dass Yair eine politische Karriere plant und die Ära Netanyahu fortsetzen will.
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