Neuer Szenetreff bei der Markthalle
Unterstand auf dem Viehmarktplatz vertreiben.
Die Bänke sind frei, der grüne Container ist weg: Das Rondell bei der Burgdorfer Bahnhofunterführung steht seit gestern wieder all jenen Leuten zur Verfügung, die darauf nicht Tag für Tag Billigbier trinkend ihre Zeit über die Runden bringen müssen. Der Gemeinderat hat seine Ankündigung, die arbeitslosen Alkoholiker aus dem Bahnhofquartier zu vertreiben, umgesetzt und der Szene einen neuen Aufenthaltsort zugewiesen: den Unterstand auf dem Viehmarktplatz bei der Markthalle. Damit kam die Stadtregierung Forderungen von Geschäftsleuten und Passanten nach, die sich durch die rund zwei Dutzend daueralkoholisierten Sozialhilfebezüger in der Innenstadt zunehmend belästigt und eingeschränkt fühlten. Magnetisch angezogen Selbst der sozialdemokratischen Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch wurde das immer ungeniertere Treiben der Alkis zu bunt: «Es geht nicht an, dass Süchtige mit ihrem rücksichtslosen Auftreten die Stimmung im Bahnhofquartier prägen», sagte sie vor zwei Wochen. Und meinte damit nicht nur die alkoholabhängigen Menschen aus Burgdorf, sondern auch und vor allem Betäubungsmitteltouristen aus den umliegenden Gemeinden. Diese wurden von dem Rondell, das die Emmestadt den Alkoholikern im Sommer halb offiziell als Aufenthaltsort zur Verfügung gestellt hatte, sehr bald wie magnetisch angezogen. Der neue Treffpunkt erfüllt nach Ansicht des Gemeinderates verschiedene Kriterien: «Er liegt abseits der stark frequentierten Zentrallagen, das Umfeld wird weniger gestört, und für die Szeneangehörigen ist er als regionaler Anziehungspunkt nicht mehr so attraktiv.» Selber putzen Einfach so stellt die Stadt den Raum nicht zur Verfügung: «Von den Benützern des Unterstandes wird erwartet, dass sie die dort angeschlagenen Regeln befolgen», sagt Zäch. Dazu gehöre, dass die Leute den mit Bänken, einem Abfallkübel und einer mobilen Toilette ausgestatteten Platz sauber halten. Wenn auf dem Areal grössere Veranstaltungen stattfinden, müssen die Süchtigen verschwinden. Als rechtsfreie Zone können die Leute, die laut Zäch allesamt über eigene Wohnungen verfügen und von Sozialarbeitern betreut werden, ihren Aufenthaltsort nicht betrachten: Sicherheitskräfte würden kontrollieren, ob die Weisungen eingehalten werden. Gestern Nachmittag zeigte Jocelyne Aeschlimann, die Leiterin der Burgdorfer Sicherheitsdirektion, einigen Alkis den neuen Standplatz. In einem Polizeiwagen wurden sie zur Markthalle chauffiert. Zum Abschied reichten sich Süchtige und Polizisten die Hände. «Schon recht» Hanspeter Honegger, der Sprecher der Szene, bezeichnete die von der Stadt gefundene Lösung als «schon recht». Rundum zufrieden sei die Gruppe aber nicht. Einerseits werde es nun «schwierig, zu günstigem Stoff zu kommen». Bei der Markthalle gebe es zwar einen Volg. Doch der verkaufe den Alkohol wesentlich teurer als der Coop im Stadtzentrum. Andrerseits seien den Szeneangehörigen Bussen angedroht worden für den Fall, dass sie sich weiterhin auf dem Rondell aufhalten. «Das können sie mit uns doch nicht machen», glaubt Honegger. Johannes Hofstetter >
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