Neue Räume für nur wenige Asylsuchende
Weil Köniz Geld für die Miete gesprochen hat, profitieren die Asylsuchenden von Räumen mit Tageslicht. Profitieren können nicht mehr allzu viele.

Wie hatten sie gekämpft. Hatten den Kanton und die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe mehrfach aufgefordert, Räume mit Tageslicht zu mieten: Man könne doch nicht bis zu 120 Asylsuchende dauernd unterirdisch in einer Zivilschutzanlage wohnen lassen, kritisierten die Freiwilligen aus dem Verein Offenes Scherli im Herbst.
Doch niemand war bereit, den jungen Männern aus der Notunterkunft Niederscherli in dieser Art zu helfen. Bis kurz vor Weihnachten Köniz in die Bresche sprang und bereit war, die Miete für drei Räume in einem Gewerbebau im Dorf zu übernehmen. Die 20 000 Franken wollte der Gemeinderat aus dem rund doppelt so hohen Betrag bestreiten, über den er nach dem Ende der Städtepartnerschaft mit Prijepolie in Serbien verfügen konnte.
Viel weniger Asylsuchende
Genau in dieser Zeit fing die Zahl der Asylsuchenden zu schrumpfen an – zuerst auf unter 90 und dann immer weiter auf die aktuell noch 24 Personen. Das liess den Verein zögern. «Wir überlegten, ob wir den Mietvertrag überhaupt unterzeichnen sollten», blickt Vorstandsmitglied Werner Dietrich zurück. Am Ende übernahmen die Freiwilligen die Räume doch und richteten sie für ihre Zwecke ein, allem voran für den Deutschunterricht, den sie unentgeltlich erteilen.
Was sie erreicht hatten, wollten sie Anfang Mai an einem Tag der offenen Tür zeigen. Genauer, sie hätten dies tun wollen – denn angesichts der tiefen Belegung bliesen sie den Termin ab. Mit so wenig Leuten wäre der Anlass kaum sinnvoll durchführbar gewesen, sagt Dietrich.
Genutzt wird der Gewerbebau dennoch. In zwei Klassen lernen die Asylsuchenden hier pro Woche zwei- bis dreimal Deutsch. Ein Teil der Räume dient ihnen zudem tagsüber als offener Aufenthalts- und Treffpunkt – trotzdem sagt Dietrich offen: Bei einer höheren Nachfrage hätten problemlos sieben bis zehn Deutschklassen Platz.
Trotzdem steht Köniz nach wie vor zu seinem finanziellen Engagement. Im Asylwesen sei halt nicht alles planbar, hält Gemeindepräsident Ueli Studer (SVP) fest und ergänzt, wie wichtig es sei, dass sich die Flüchtlinge «in menschenwürdigen Räumen aufhalten können». Wichtig ist ihm auch dies: «Die Übernahme der Mietkosten verstehen wir auch als Zeichen dafür, dass wir das Engagement der vielen Freiwilligen schätzen.»
Die Arbeit des Vereins Offenes Scherli erschöpft sich in der Tat nicht nur im Deutschunterricht. Zu den Angeboten gehören genauso das Begegnungscafé oder das gemeinsame Kochen im Kirchgemeindehaus sowie verschiedenste Aktivitäten im Sport. Auf die Frage, wie viele Betreuer mitarbeiten, nennt Dietrich keine Zahl. Er sagt nur: «Es sind sicher mehr als im Moment Männer in der Unterkunft wohnen.»
Die Zukunft ist offen
Wie es mit der Notunterkunft generell weitergeht, ist zurzeit offen. Dass der Kanton andernorts die Zivilschutzanlagen für Asylsuchende schon geschlossen hat, sieht er nicht als Hinweis auf die Zukunft in Niederscherli. Ein solcher Entscheid hänge von diversen Faktoren ab, schreibt er. Für den Sommer prognostiziere der Bund ohnehin «erneut einen jahreszeitlichen Anstieg» der Gesuche.
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