Nadal jagt das Phantom Roger Federer
Für den Spanier beginnt nun der Kampf um die Nummer 1 und die Verteidigung seines Reichs.

Rechtzeitig zur Sandsaison meldete sich Rafael Nadal am Sonntag in Monte Carlo zurück auf der Tennistour. Braun gebrannt und gut gelaunt, einmal mehr im Fokus aller. Die Frage lautet auch dieses Jahr: Wer soll ihn stoppen – ausser er sich selber? Die Gegner schwächeln wie Novak Djokovic oder Grigor Dimitrov, sind wie Andy Murray oder Stan Wawrinka rekonvaleszent – oder sie fehlen wie Roger Federer oder in Monaco Juan Martin Del Potro freiwillig. Es sind die zwei dominierenden Spieler der Saison.
Allerdings sind schon sechs Monate vergangen, seit Nadal in Shanghai ein Turnier zu Ende spielen konnte. Zuerst war es das rechte Knie, das ihn zu Absagen und Turnieraufgaben zwang. Dieses Jahr laboriert er seit dem Viertelfinal am Australian Open gegen Marin Cilic an einer Verletzung des Hüftbeugers (Iliopsoas). Er wähnt sie jetzt aber hinter sich. «Beim Training denke ich nicht mehr daran», sagte er im pittoresken Monte Carlo Country Club. «Ich fühle mich gut, trainiere gut und spiele mit der richtigen Intensität. Und im Training sind mir einige gute Sätze gelungen, das hilft.»
Beruhigend sind für den Mallorquiner auch seine Leistungen vorletzte Woche im Davis-Cup in Valencia, wo er Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber in sechs Sätzen lediglich 16 Games überliess. Nadal: «Ich habe nicht genügend Wettkämpfe hinter mir, um zu wissen, ob ich hundertprozentig bereit sein werde. Doch meine Gefühle sind gut.»
Eine Spitze gegen Federer
Für den bald 32-jährigen Spanier sind die kommenden acht Wochen die wichtigsten des Jahres. Sie entscheiden, ob er die Nummer 1 bleiben und seine Regentschaft als Sandkönig verlängern kann. Dabei trifft er die ungewohnte Konstellation an, gegen einen Gegner kämpfen zu müssen, der gar nicht anwesend ist. Das Phantom ist die Nummer 2 und heisst Roger Federer. Weil dieser wie letztes Jahr die Sandsaison auslässt, weiss Nadal genau, was er zu tun hat, um vor ihm zu bleiben.
Schwieriger könnte die Aufgabe kaum sein. Er liegt nur 100 Punkte vor seinem Erzrivalen, muss aber bis nach dem French Open 4680 Punkte verteidigen, über die Hälfte seines Totals. In Monte Carlo, kommende Woche in Barcelona sowie Madrid (ab 7. Mai) darf er nicht verlieren, wenn er vorne bleiben will. Einzig in Rom (ab 14. Mai) kann er Punkte gutmachen, nachdem er sich 2017 im Viertelfinal Dominic Thiem geschlagen geben musste (der Österreicher kehrt nach einer Knöchelverletzung in Monte Carlo ebenfalls zurück).
Federers Absenz beschäftigt auch Nadal. Zu dessen Verzicht auf die Sandsaison bemerkte er spitz: «Er sagte, er würde gerne gegen mich über best of five auf Sand spielen. Deshalb erwartete ich, dass er in Roland Garros antreten würde. Doch zwei Tage später sagte er, er spiele nicht auf Sand. Das ist schon etwas widersprüchlich.»
Sandduelle zwischen den beiden gab es einst regelmässig und bis zu drei pro Saison, das letzte liegt nun aber schon fünf Jahre zurück (Rom 2013). Von diesen total 15 Begegnungen hat Nadal nur 2 verloren – weshalb er gegen Federer immer noch 23:15 führt, obwohl er ihm in den letzten fünf Partien unterlag.
Eine Liebesgeschichte
Monte Carlo ist neben Paris die zweite Hauptstadt in Nadals rotem Reich, das die grösste Dominanz widerspiegelt, die der Tennissport je sah. «Das Verhältnis zwischen mir, dem Turnier und seinen Angestellten ist eine Liebesgeschichte», sagt er. Schon zehnmal holte er hier den Titel – genau wie in Roland Garros und Barcelona. Dabei blieb er von 2005 bis 2013 während 46 Partien ungeschlagen. In diese Serie, die von Djokovic beendet wurde, fielen auch drei Endspiele gegen Federer. «Ich liebe diesen Anlass», sagt Nadal. «Hier erlebe ich immer die bestmöglichen Gefühle und habe schöne Erinnerungen.»
Hinter dem 53-fachen Sieger von Sandturnieren liegen schwierige Monate. Beim Turnier in Acapulco, wo Anfang März sein Comeback geplant war, musste er unverrichteter Dinge abreisen, weil seine Hüftverletzung neu ausgebrochen war. Diese zweite Pause empfand er als härter als die erste, nach Australien. «Sie war frustrierend, weil ich alles getan hatte, um fit zu werden. Danach kehrte ich nach Mallorca zurück, und es war hart, nicht Tennis spielen zu können.» Weil er auch kein Fitnesstraining oder andere Sportarten machen durfte, habe er Zeit im Büro seiner Tennisakademie verbracht und sich verschiedene Bereiche angeschaut. «Dazu verbrachte ich viel Zeit mit Freunden und auf dem Boot.»
So schön es auf dem Mittelmeer aber auch ist – auf Sandplätzen fühlt sich Nadal noch immer wohler als auf Wasser.
Madrid. ATP Masters 1000 (4,9 Millionen €/Sand). 1. Runde: Djokovic (SRB/9) s. Lajovic (SRB) 6:0, 6:1. Bautista Agut (ESP/11) s. Gojowczyk (GER) 6:4, 6:3. Nishikori (JPN) s. Berdych (CZE/12) 4:6, 6:2, 6:1. Raonic (CAN/14) s. Catarina (MON) 3:6, 6:2, 6:3. Ramos-Viñolas (ESP/15) s. Donaldson (USA) 6:3, 6:3.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch