Nach zwei Stunden: Ja zu Strämu-Sanierung
Der Thuner Stadtrat bewilligte einen Kredit von 3,57 Millionen Franken an die Gesamtsanierung des Strandbads. So weit die Fakten. Doch bis es so weit war, gingen die Wogen fast zwei Stunden lang hoch. Schuld war nicht nur der Affenfelsen.

Der Thuner Strämu muss saniert werden – einige Bestandteile wie die Wasseraufbereitung haben ihre Lebensdauer überschritten. Dies dürfte in der Kyburgstadt unbestritten sein. Alles andere rund um das 17,64-Millionen-Projekt, so schien es, gab am Donnerstag im Parlament jede Menge zu diskutieren.
Die Fraktion der Grünen wollte das Geschäft gleich grundsätzlich zurückweisen, weil es in dieser Form gegen die Stadtverfassung verstosse – und scheiterte mit diesem Antrag. Somit war der Weg frei für das eigentliche Parlamentsgeschäft. Nicht aber für Einigkeit im Rat.
«Strämu soll Strämu bleiben»
Bauvorsteher Konrad Hädener (CVP) legte sich für das Sanierungsprojekt ins Zeug: «Der Strämu soll der Strämu bleiben, aber einfach besser werden.» Zur Erinnerung: Bis Frühling 2020 soll die gesamte Anlage in drei Etappen technisch auf den neusten Stand gebracht und attraktiver gestaltet werden.
Die Garderoben und Nasszellen werden in den Haupttrakt verlegt. Der sogenannte Affenfelsen – die tribünenartigen Betonstufen neben dem 50-Meter-Becken – muss weichen; nicht aus ästhetischen Gründen, wie Hädener betonte, sondern weil der darunter angeordnete Zentraltrakt zu tief liege und die Betonstufen als «Dach» undicht seien.
Vorgesehen sind zudem eine neue Wasserrutschbahn am See, ein Wasserspielbereich für Kleinkinder und eine neue betonierte Uferpromenade. Hädener betonte: «Wir präsentieren hier ein gründlich vorbereitetes Geschäft, das nach Abklärungen und Befragungen bei verschiedenen Interessensgruppen ausgearbeitet wurde. Und wir sind stolz auf dieses Projekt, das aber natürlich auch ein Preisschild hat.»
Auf diesem steht der erwähnte Betrag von 17,64 Millionen Franken, davon hat der Gemeinderat in eigener Kompetenz bereits gut 14 Millionen für den Unterhalt genehmigt. Der Stadtrat seinerseits musste über den Investitionsanteil von 3,57 Millionen entscheiden. Laut Hädener wurde das Hauptaugenmerk darauf gelegt, die Kosten tief zu halten.
Von «Wow» bis «No-Go»
«Wow, super, merci für das tolle Projekt!», rühmte Susanna Ernst im Namen der BDP-Fraktion – und freute sich etwa über die längeren Öffnungszeiten oder das neue Floss im See. Nicht alle mochten jedoch ins Loblied einstimmen. Beat Grimm (Grüne) wies auf den Schutz vor dem Wind hin, den der Affenfelsen heute biete. Und er kritisierte, dass bei der Bevölkerungsumfrage nie erwähnt worden sei, dass das Konstrukt weichen müsse.
Sein Parteikollege Thomas Hiltpold nannte den Betonuferweg «ein No-Go im nationalen Schutzgebiet für Wasservögel». Innerhalb der SVP/FDP-Fraktion herrschte keine Einigkeit: Michael Dähler zitierte Strandbadbesucher, die monierten, das Augenmerk sei mehr auf die Architektur als auf die Nutzerbedürfnisse ausgerichtet – Stichwort auch hier: Affenfelsen.
Philipp Deriaz hingegen mokierte sich darüber, «dass wir bei einem 17-Millionen-Projekt über einen Betonklotz diskutieren». Er wollte dem Projekt eine Chance geben. Grossmehrheitlich «Daumen hoch» hiess es auch bei den zuständigen Sachkommissionen, für die Franz Schori (SP) feststellte: «Das Projekt ist wirtschaftlich vertretbar und betrieblich machbar.» Auf Detailebene sei zudem aufgrund der Etappierung die eine oder andere Anpassung durchaus noch möglich.
Schoris SP-Parteikollegin Katharina Ali-Oesch freute sich über die «sinnvolle Umnutzung der Hauptgebäude», den hindernisfreien See-Einstieg oder die Winternutzung. Der Betrag sei gross, der Nutzen aber ebenso. Jonas Baumann (Fraktion der Mitte) sah Kosten und Nutzen gar in optimalem Verhältnis und lobte, dass die Bevölkerung frühzeitig mit einbezogen worden sei. Sein Fazit: «Das schönste Strandbad der Gegend wird noch schöner!»
Gehen Diskussionen weiter?
Dieser Meinung war schliesslich eine Mehrheit des Parlaments: Mit 24:10 Stimmen bei einer Enthaltung bewilligte der Stadtrat nach fast zwei Stunden den 3,57-Millionen-Kredit. Dass die Diskussionen weitergehen, ist trotzdem möglich. Gegen den Entscheid kann nämlich das Referendum ergriffen werden...
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