Nach Olympia bleibt das Unbehagen
Die Sommerspiele von Peking haben Massstäbe gesetzt. Dennoch ist beim Schweizer Sport-Konsumenten nur verhaltene Freude aufgekommen. Schuld ist auch das Doping.
Im Zug, im Tram, in der Lokalbeiz, im Freundeskreis – Olympia, das bedeutendste Ereignis im Sport, war in der Bevölkerung hier zu Lande nur ein Thema am Rande. Obwohl die Medien gewissenhaft über den grossen Event berichteten. Die TV-Quoten bei unserem Staatssender waren mässig, was sich mit der Zeitdifferenz von sechs Stunden nicht allein erklären lässt.
Vielleicht ist in der Schweiz eine Übersättigung an Grossveranstaltungen vorhanden, nachdem wir die Fussball-EM ganz gut über die Bühne gebracht haben. Und Winterspiele gehen uns näher an die Haut als die Anhäufung von Randsportarten beim sommerlichen Olympia-Meeting. Bei den Sommerspielen schlägt die grosse Zeit der Lückenbüsser.
Es gibt andere Punkte, mit denen wir uns während den Tagen von Peking schwer getan haben. Bei den grossartigen Leistungen der Athletinnen und Athleten, vor allem bei den gefeierten Olympia-Helden, verschwindet das Unbehagen nicht aus den Köpfen. Ging da wirklich alles mit rechten Dingen zu? Natürlich, Olympia hat schon lange seine Doping-Unschuld verloren. Der Sport muss so schnell wie möglich in diesem Punkt wieder Vertrauen schaffen. Deshalb sind unbarmherzige, wirksame Dopingkontrollen von allerhöchster Wichtigkeit.
Wir dürfen nicht kritiklos zusehen, wenn wir nicht wissen, wie alt chinesische Turnküken wirklich sind. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn wir in TV-Bildern sehen, wie Kinder im Reich der Mitte gequält werden, damit sie später zu Ehren des Vaterlandes Medaillen im Kunstturnen gewinnen. Dass die Spiele in einem Land stattgefunden haben, dessen kommunistisches Regime die Menschenrechte mit Füssen tritt, war ja bekannt — die Antipathie gegenüber diesem politischen System bleibt auch nach dem 24. August 2008 bestehen. Ob die Spiele helfen werden, damit die chinesische Bevölkerung ein Stückchen mehr Freiheit erhält, wird sich zeigen. Es wäre die schönste Medaille für die Chinesen, deren Sportler olympisches Edelmetall eingesackt haben wie Sammler normalerweise Kaffirahmdeckeli.
Gefordert ist jetzt die internationale Sport-Familie, allen voran das Internationale Olympische Komitee (IOK). Das IOK muss die Sommerspiele abspecken. Das Dopingthema muss noch intensiver angepackt werden. Und der wichtigste Punkt: Die Ethik gilt nicht nur für die Athleten und Athletinnen, sondern auch für die Funktionäre. Wer die Spiele an eine totalitäre Nation wie China vergibt, soll sich nicht wundern, dass das Publikum Sport und Politik nicht trennen will.
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