YB reist nun nach FinnlandNach 439 Tagen – Nsames Leidenszeit hat endlich ein Ende
Die Young Boys zeigen gegen Liepaja einen seriösen Auftritt. Nach dem 3:0 treffen sie in der nächsten Runde der Qualifikation zur Conference League auf den finnischen Tabellenführer KuPS.

Es ist ein kleines, aber exquisites Grüppchen, das sich bei den Young Boys noch vor der Pause aufwärmt. Christian Fassnacht folgt den Anweisungen von Konditionstrainer Martin Fryand, Cédric Zesiger und Cedric Itten ebenso. Sie standen in den letzten Jahren fürs Schweizer Nationalteam im Einsatz, sie stehen für das Luxuskader, das sich die Young Boys aufgebaut haben.
Ohne Zesiger, zuletzt angeschlagen, bilden Mohamed Camara und Fabian Lustenberger die Innenverteidigung. Im Sturm besetzt Jean-Pierre Nsame, Torschützenkönig der Super League 2020 und 2021, die Position von Itten. Der 29-Jährige feiert gegen Liepaja auf dem langen Weg zurück von seiner schweren Achillessehnenverletzung einen schönen Etappenerfolg.
Rrudhanis Torpremiere
Schon in der dritten Minute erzielt Nsame mittels Handspenalty das 1:0. Es ist sein erstes Pflichtspieltor, seit er sich im Mai 2021 gegen Luzern verletzt hat. In der Rückrunde der letzten Saison blieb er für Venedig in der Serie A ohne Treffer. Das Tor muss sich für ihn wie eine Erlösung anfühlen, nach 439 Tagen kann er endlich wieder jubeln.
Und für Fassnacht spielt an diesem Abend Donat Rrudhani, vergangene Saison Captain beim FC Aarau. Ihn wollte gemäss eigener Aussage diesen Sommer fast jeder Club aus der Super League verpflichten. Für den 23-jährigen Kosovaren ist es der erste Einsatz von Beginn an, er gestaltet ihn wunschgemäss: Er erzielt das 2:0, auf Vorlage Nsames (41.). Und feiert so seine Torpremiere im Trikot der Young Boys.
Der finnische Tabellenführer KuPS aus Kuopio, der da sein Rückspiel in Moldau gegen den FC Milsami bereits gewonnen hat, kann sich zu diesem Zeitpunkt schon auf die Young Boys als Gegner einstellen. Das Hinspiel in der 3. Qualifikationsrunde zur Conference League findet nächsten Donnerstag in Turku statt.
14’000 sind zum Rückspiel gegen Liepaja ins Wankdorf gekommen. Zum Vergleich: Vor sechs Jahren konnten die Young Boys in der Qualifikation zur Champions League gegen Schachtar Donezk etwas mehr als 9000 Tickets absetzen. Wichtigerer Wettbewerb, grösserer Gegner, aber deutlich weniger Zuschauer – das zeigt, wie YB in den letzten erfolgreichen Jahren an Zuspruch gewonnen hat.
Rüegg kommt zum YB-Debüt
Beinahe hätten die Zuschauer in der ersten Halbzeit noch ein paar weitere Tore gesehen. Fabian Rieder, der nun neben Goalie David von Ballmoos der Einzige bei YB ist, der unter Trainer Raphael Wicky immer in der Startaufstellung stand, trifft mit einem Freistoss die Latte. Und kurz darauf schlenzt der gut aufgelegte Nicolas Ngamaleu den Ball an den Pfosten. Zwischenzeitlich hat Arturs Karasausks für Liepaja den Ausgleich auf dem Fuss, Camara verhindert diesen mit einer Monstergrätsche.

Einen konzentrierten Auftritt hatte Wicky nach dem 1:0 im Hinspiel und vor der Rückpartie von seinen Spielern gefordert. Der Trainer nimmt im Vergleich zum Sieg in Sitten fünf Wechsel vor, unter anderem kommt Kevin Rüegg, der bisher letzte Zugang, in der Rechtsverteidigung zu seinem Debüt für YB.
Die Spieler bieten Wicky mehrheitlich, was er forderte. Klar, dem Heimteam unterlaufen mehr Fehlpässe als auch schon, aber sein Auftritt gegen den krassen lettischen Aussenseiter wirkt nie überheblich oder schludrig. Sinnbildlich ist, wie der 18-jährige Aurele Amenda, zur Pause für Lustenberger (leichte Adduktorenprobleme) eingewechselt, kurz nach Wiederanpfiff nach langem Sprint einen Gegenzug des Gegners mit einem Tackling unterbindet. Amenda, das nächste grosse Talent aus dem Nachwuchs, wird vom Publikum mit Szenenapplaus belohnt. Sinnbildlich ist auch, wie seriös YB weiterspielt. Cheikh Niasse erhöht in der 73. Minute mit einem abgefälschten Schuss auf 3:0.
Fassnacht und Zesiger sehen den Treffer von der Ersatzbank aus, sie bleiben am Donnerstag ohne Einsatz. Aber das wird sie nicht kümmern, schon am Sonntag steht das Heimspiel gegen GC an. Danach folgt die Reise nach Finnland. Für solche englischen Wochen ist das YB-Kader gebaut.
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