Mutloser Alibi-Angriff
Philippe Müller, Leiter Ressort Kantonspolitik, zur Strategie der Linken bei den Regierungsratswahlen 2018.
Die SP will die Bürgerlichen angreifen und im Frühling 2018 die rot-grüne Mehrheit im Regierungsrat zurückholen.So weit, so mutig. Und man kann den Genossen sogar Konsequenz attestieren, dass sie den Sitz dort angreifen, wo der von ihnen am heftigsten kritisierte Regierungsrat wohnt: im Berner Jura.
Damit hat es sich aber auch schon mit dem Mut.Wenn die SP ernsthaft den 2016 verloren gegangenen Sitz zurückholen wollte, müsste sie mit ihrem besten Kandidaten angreifen. Und den findet sie mit Sicherheit nicht im Berner Jura, sondern in der Stadt Bern.
Denn neben dem Bisherigen Christoph Ammann und Nationalrätin Evi Allemann, die voraussichtlich von der SP in den Wahlkampf geschickt werden, hat auch Nationalrat Matthias Aebischer seine Kampfbereitschaft signalisiert. Seine Chancen wären intakt, beispielsweise dem FDP-Kandidaten das Leben schwerzumachen. Oder der SVP, falls Amtsinhaber Christoph Neuhaus unerwartet zurücktritt und dort ein Kandidat aufgebaut werden muss.
Aber diese Auseinandersetzung scheut die SP.Wohl weil sie Angst hat, sich selber zu kannibalisieren. Wenn die SP im deutschsprachigen Kantonsteil mit drei Kandidaten antreten und am Ende nur zwei Sitze holen würde, würden zwei Gefahren lauern: Erstens könnte es passieren, dass die beiden Männer gewählt würden und die Frau auf der Strecke bliebe. Zweitens wäre nicht völlig ausgeschlossen, dass der bisherige Regierungsrat Christoph Ammann von Allemann oder Aebischer verdrängt würde. Beides wäre ein Debakel für die harmoniebedürftige SP.
Deshalb wählen die Sozialdemokraten den Weg, der parteiintern am wenigsten wehtut. Im Berner Jura haben sie nichts zu verlieren und können dort aus dem sicheren Schützengraben heraus SVP-Mann Pierre Alain Schnegg angreifen. Wer so ängstlich taktiert, kann es nicht richtig ernst meinen mit der Rückeroberung der rot-grünen Mehrheit.
philippe.mueller@bernerzeitung.ch
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