Mladic verbrachte die Nacht in Einzelzelle
Ratko Mladic wurde gestern mit einer Polizeieskorte an das Kriegstribunal in Den Haag überstellt. Für zusätzliche Sicherheit sorgte dabei ein Ablenkungsmanöver.
Der ehemalige militärische Führer der bosnischen Serben, Ratko Mladic, ist am Dienstag in eine Haftanstalt in Den Haag eingeliefert worden. Dort muss er sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien für die ihm vorgeworfenen Kriegsverbrechen verantworten. Am späten Nachmittag war er in einem serbischen Regierungsflugzeug von Belgrad nach Rotterdam geflogen worden, nachdem sein Berufungsantrag gegen die Auslieferung abgelehnt worden war.
Wenige Stunden zuvor hatte das Gericht in Belgrad einen Einspruch von Mladic gegen die Auslieferung abgelehnt, Justizministerin Snezana Malovic unterzeichnete daraufhin die Auslieferungsdokumente. «Mladic ist ausgeliefert», sagte sie vor den Medien in Belgrad. Danach organisierte die Polizei ein Verwirrspiel. Insgesamt drei Kolonnen mit Polizei-Jeeps hatten im Abstand von einer Stunde das Gericht verlassen, in dem der 69- Jährige seit seiner Verhaftung in einer Zelle sass.
Liste mit Namen von Anwälten erhalten
Die Autobahn von der Innenstadt in Richtung Flughafen wurde von der Polizei blockiert. Weil sich der Transport von Mladic zum Flughafen «Nikola Tesla» verzögert hatte, konnte die Justizministerin erst eine halbe Stunde später als geplant den Vollzug mitteilen.
Mitarbeiter des Kriegsverbrechertribunals hätten nun Mladic die Anklage überreicht und erklärten ihm die Regeln und Verfahren, sagte Nerma Jelacic, eine Sprecherin des Tribunals. Anschliessend würde er für die Nacht in einer Einzelzelle untergebracht, wie es bei Neuankömmlingen üblich sei. Mladic sei ausserdem eine Liste mit den Namen von Anwälten übergeben worden, die ihm bei den ersten Schritten des Verfahrens unterstützen könnten. Ein Arzt werde Mladic untersuchen und noch vor Ende des Tages werde er jede medizinische Hilfe erhalten, die er benötige, sagte Jelacic.
Zunächst blieb unklar, wann Mladic zum ersten Mal vor Gericht erscheinen soll. Allerdings muss dies in den kommenden Tagen passieren. Dabei muss er dann seine Identität bestätigen und zu jedem der elf Anklagepunkte Stellung nehmen, ob er sich schuldig bekennt oder nicht. Bei diesem Termin kann Mladic auch Beschwerden über seine Haftbedingungen vorbringen.
Mladic sagte, er erkenne das Gericht nicht an
Viele der bisherigen Angeklagten verweigerten es, sich bereits bei ihrem ersten Auftritt schuldig oder nicht schuldig zu bekennen und zögerten das bis zu einem Monat hinaus. Mladic hatte in der Vergangenheit verkündet, er erkenne die Autorität des Gerichtshofs nicht an.
Dem Ex-General werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im bosnischen Bürgerkrieg von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Er soll unter anderem das Massaker von Srebrenica befohlen haben, bei dem 8.000 muslimische Jungen und Männer ermordet wurden. Mladic war in der vergangenen Woche nach fast 16 Jahren auf der Flucht in einer Ortschaft nördlich von Belgrad festgenommen worden.
SDA/mrs
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch