Neue «Kassensturz»-Moderatorin«Mit Verachtung kommen wir nicht weiter»
Bettina Ramseier wird nach Ueli Schmezer den «Kassensturz» moderieren. Wir haben bei ihr nachgefragt, was am Kult-Format typisch schweizerisch ist – und was sie zu Roger Schawinski sagt.

Frau Ramseier, wieso haben Sie den «Kassensturz»-Job angenommen?
Wer mich kennt, weiss: Ungerechtigkeiten oder Machtmissbrauch lassen mich aufsässig werden. Privat ist das nicht immer ein Vorteil, aber beim «Kassensturz» gehört es zum Jobprofil einer Moderatorin. Es ist grossartig, dass ich dies künftig professionell einbringen darf: Mich einzusetzen für jene, die sich selbst nicht wehren können, und jenen eine Stimme zu geben, die nicht gehört werden. Ich halte das für eine sehr sinnhafte und sinnvolle Aufgabe, die dem Service-public-Auftrag von SRF entspricht.
Wie kann man eine derart etablierte und erfolgreiche Sendung wie den «Kassensturz» selber prägen?
Ueli Schmezer hinterlässt nach so vielen Jahren eine grosse Lücke, die ich gar nicht füllen kann. Allein dadurch, dass ich nicht er bin, wird sich die Erscheinung der Sendung aber verändern. Zudem ändert jemand, der von aussen hinzukommt, auch die Dynamik in einem Team, der «Kassensturz» ist ja Teamwork. Ich bin überzeugt, ein Wechsel nach so langer Zeit bietet eine Chance, öffnet ein Fenster, um neue Dinge auszuprobieren. Aber klar: Der «Kassensturz» hat seit Jahrzehnten ein Erfolgsrezept, denn thematisch liegt die Sendung meines Erachtens goldrichtig.
Inwiefern ist der «Kassensturz» typisch schweizerisch?
Die mündige Konsumentin, der selbstbestimmte Bürger – das passt sehr gut zu unserem Selbstverständnis als Schweizerinnen. Durch die räumliche Nähe und unser politisches System liegen zwischen den mächtigen und den «normalen» Menschen keine Welten wie in Deutschland. Vielleicht wehren wir uns deshalb eher, und vielleicht hat ein investigatives Magazin wie der «Kassensturz» deshalb diese Bedeutung.
In Deutschland wäre ein solches Format undenkbar?
Es gibt hier in Deutschland auch Konsumentenmagazine, aber sie sind deutlich weniger renommiert als der «Kassensturz». Der ist in der Schweiz fast schon Kulturgut.
Welche Betrüger bringen Sie besonders auf die Palme?
Besonders amoralisch finde ich, wenn die Notlage von Menschen oder eine Abhängigkeit ausgenutzt wird. Und ganz perfide wirds, wenn dann argumentiert wird, die Ausnutzung habe «freiwillig» stattgefunden. Aber mit Verachtung kommen wir nicht weiter, solche Dinge sollten zum Besseren verändert werden. Ich hoffe, ich kann dazu beitragen.
Was fällt Ihnen zum Stichwort Roger Schawinski ein?
Wer häts erfunde?!
Fehler gefunden?Jetzt melden.