Nachruf auf Dieter WedelMit seinem Tod entgeht er dem Gerichtsverfahren
Belästigungsvorwürfe liessen ihn zeitweise wie den deutschen Harvey Weinstein aussehen. Nun wird mit dem Tod des 82-jährigen Regisseurs Dieter Wedel auch der Prozess gegen ihn hinfällig.

Der Genie-Verdacht wich bis zuletzt nicht von ihm. Ein Mann, der seine eigenen Drehbücher bis zur Unlesbarkeit vollschmiert, vom Beleuchter bis zum Cutter sämtliche Mitarbeiter bei jeder Gelegenheit wüst beschimpft, selbst seine Starschauspieler wie ein wiedergeborener Dschingis Khan führt und natürlich ausserdem das Budget überzieht (was noch das Sympathischste war): kann ja nur ein Genie sein. Zum echten Genie fehlte bei Dieter Wedel allerdings Verkanntheit und chronischer Misserfolg, doch zum kochenden Neid sämtlicher Kollegen war Dieter Wedel fast immer erfolgreich, seine Serien, angefangen von «Einmal im Leben» (1972), dem ersten Teil seiner Semmeling-Saga, lieferten schon Quote, bevor sich der stumpfsinnige Reichweitenimperativ in den Sendern überhaupt herumgesprochen hatte.