
Noch letztes Jahr, zu Beginn der Pandemie, forderten Politikerinnen und Politiker in der Schweiz und weltweit, die Versorgungssicherheit besser im Auge zu behalten. Sie wollten, dass Pharmafirmen ihre Lieferketten breiter aufstellten und sogar wieder zurück in die Nähe holten. Damit wir im Krisenfall nicht ohne Schmerzmittel und Penicillin dastehen und die Engpässe auch zu normalen Zeiten nicht überhandnehmen. Der mögliche Verkauf von Sandoz ist deswegen keine gute Nachricht.
Denn Sandoz ist nicht irgendeine Generikafirma, sondern die grösste Antibiotika-Herstellerin der Welt. Diese essenzielle Grundversorgung wird auch bei einem Verkauf an eine andere Firma weitergehen. Allerdings könnte es zu einer Zunahme der Lieferengpässe kommen. Die Konzentration der Herstellung bei wenigen Unternehmen macht dies wahrscheinlicher.
Die Abspaltung ist das Aus für das Novartis-Modell.
Doch für die Aktionärinnen und Aktionäre war Sandoz das Kellerkind von Novartis. Es hat dem Konzern in den letzten Jahren die Margen verdorben, weil die Gewinne in diesem Geschäft niedriger sind als bei patentgeschützten Medikamenten. Novartis-Chef Vas Narasimhan gibt damit nun dem Druck der Börse nach. Er kann nicht anders, denn Sandoz brechen in den USA die Einnahmen weg, die Preise für Generika lassen dort, anders als in der Schweiz, rapide nach.
Die Pharmaindustrie spaltet sich deswegen gerade auf. Es finden sich kaum noch Konzerne, welche die Erforschung neuer Medikamente und die Herstellung alter Therapien, für die die Patente abgelaufen sind, unter einem Dach vereinen. Im vergangenen Jahr hat Pfizer seine Generikasparte abgetrennt: Die günstige Version von Viagra stellt nun die nach der Fusion mit einem anderen Generikahersteller entstandene neue Firma Viatris her. Nun will auch Novartis seine Generikaeinheit Sandoz herauslösen. Entweder kommt sie an die Börse, oder aber Finanzinvestoren oder eine andere Firma kaufen sie. Der Preis dürfte bei 30 Milliarden Dollar liegen.
Die Abspaltung ist das Aus für das Novartis-Modell. Für Narasimhan war Sandoz nicht nur ein weiteres Standbein. Sondern er wollte die Grundversorgung mit erschwinglichen Medikamenten sicherstellen und Lieferengpässe bei Generika vermeiden.
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Analyse zur Medikamentenversorgung – Mit Sandoz-Verkauf drohen Lieferengpässe zuzunehmen
Sandoz ist nicht irgendeine Generikafirma, sondern die grösste Antibiotika-Herstellerin der Welt. Fällt sie an eine andere Firma, verschärft sich das Risiko von Versorgungsproblemen.