Mit Geissenmilch grossgezogen
Heute feiert Hans Wagner-Schneider in seiner Eigentumswohnung an der Lingerizstrasse in Grenchen seinen 100.Geburtstag.
Herr Wagner, werden Sie auf Ihr hohes Alter von 100 Jahren angesprochen? Die meisten wissen gar nicht, dass ich so alt werde. Wie lautet Ihr Rezept, um 100 Jahre alt zu werden? Mir war ein solides Leben wichtig. Da gab es kein «Hüscht und Hott», kein Auf und Ab. Auch habe ich immer gesund gegessen. Die meisten Sachen habe ich selbst im Garten angepflanzt. Ich sagte mir immer: Dreck hat man sonst genug, da braucht man nicht noch Chemie zu schlucken. Was ist Ihre früheste Kindheitserinnerung? Den Anfang der Geschichte habe ich natürlich nicht selbst realisiert: Ich bin zwei Monate zu früh zur Welt gekommen, bin ein siebenmonatiger Zwilling. Mein Zwillingsbruder starb nach rund acht Tagen. Weil es bei meiner Mutter mit der Muttermilch nicht klappte, bekam ich jeden Tag die Milch eines jungen braunen Geissleins. Dieses Geisslein lernte ich noch kennen und sehe es heute noch vor mir. Wann hatten Sie die schönste Zeit in Ihrem Leben? Eine schöne Zeit hatte ich mit meiner dritten Frau, hatte ich meine beiden ersten Frauen doch auf tragische Weise durch schwere Krankheiten verloren. Es war ein richtig schönes Familienleben, das wir führten. Zur Familie gehörte meine Tochter, die meine erste Frau und ich in unserer kinderlosen Ehe adoptierten, meine Tochter aus zweiter Ehe und der Sohn meiner dritten Frau. An den Sonntagen nahmen wir uns die Zeit für gemütliche Spielnachmittage, vergnügten uns mit Kartenspielen. Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung? Am liebsten mache ich den Haushalt. Ich bette selbst, mache Ordnung. Ich bereite mir auch selbst mein Essen zu, habe stets einen grossen Vorrat an Fertigmenus, die ich mir wärme. Wie schaffen Sie es, noch alleine leben zu können? Am Morgen und am Abend kommt die Spitex. Da ich eine schwere Rückenoperation hatte, kann ich mich nicht mehr bücken. So helfen sie mir beim An- und Ausziehen. Die Adoptivtochter macht für mich die Einkäufe und kümmert sich um meine Wäsche. Um die Wohnung sauber zu halten, habe ich eine Putzfrau angestellt. Hatten sie früher ein Hobby? Wenn ich Zeit hatte, ging ich im Wald spazieren. Besonders genoss ich es, wenn die Zeit der Eierschwämme da war. Meine Frau und ich gingen dann mit dem Fahrrad nach Subingen. Wir kannten ein Plätzchen, wo ganz viele Eierschwämme wuchsen. Wie feiern Sie Ihren Geburtstag? Ich weiss nichts, das heisst, ich darf nichts wissen. Meine Töchter kümmern sich darum. Es soll eine Überraschung sein. Wünschen Sie sich Ihr Lieblingsessen? Ich habe keine Wünsche mehr. Es muss nichts besonderes sein, «einfach» ist meine Devise. Am liebsten hätte ich gar nicht gefeiert. Ich bin kein Freund dieser Gelage. Was ist Ihr grösster Wunsch für die Zukunft? Eigentlich nichts mehr, höchstens, dass ich ohne Krankheit noch etwas weiter leben kann. Interview: Susi Reinhart >
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