Mit dem Weltmusik-Taxi durch die Stadt und über Land
Im Sternensaal wurden 100 Jahre Bern-Bümpliz gefeiert. Taxi Florida lieferten den passenden Sound.

Einst war Bümpliz ein Bauerndorf. Darum passt es, dass zum 100-Jahr-Jubiläum der Zusammenführung von Bümpliz mit der Stadt Bern die einheimische Band Taxi Florida engagiert wurde. Das Quintett hat sich auf altes Volksgut meist ländlicher Herkunft spezialisiert und interpretiert etwa den Jodelschlager «Dr Köbu, dr Chrigu u dr Sepp» von Werner Huber oder das Volkslied «Es wott es Froueli ds Märit ga». Von Heimattümelei ist bei Taxi Florida allerdings nichts zu hören. Stattdessen frischt die Band die «Traditionals» mit Balkan-Beats und Klezmer auf, die Klarinette jubiliert, umgarnt von einer schmachtenden Geige. So finden an diesem Abend im Sternensaal Bümpliz die einstige Bauerngemeinde und der multikulturelle Schmelztiegel des heutigen Bümpliz zusammen.
Bümpliz war schon immer eine Muse für Berns Musikanten: Bern-West-Einwohner Kuno Lauener taufte ein frühes Züri-West-Album «Bümpliz-Casablanca». Büne Huber, aufgewachsen im Tscharnergut, besingt die geheimnisvolle «W. Nuss vo Bümpliz». Und Chlöisu Friedlis «Tscharni-Blues» war ein Abgesang auf die unbeschwerte Jugend und ein ländliches Bern. Solche Songs lassen Taxi Florida bei ihrem Auftritt an der «Sternen-Nacht» aussen vor und vertonen dafür einen Text des Dichters C.A. Loosli, der Anfang des 20. Jahrhunderts seine Zelte in Bümpliz aufschlug. Loosli war ein Visionär, der schon früh die Zusammenführung von Stadt und Land voraussagte – mit all ihren guten und weniger guten Seiten.
Das musikalische Niveau des Ensembles ist hoch, instrumental und vor allem auch gesanglich. Taxi Florida spielen urbane Volksmusik, eigenständig und eigenwillig arrangiert. Schade nur, dass der Saal in dieser «Sternen-Nacht» zum Jubiläum bloss locker gefüllt und das Publikum trotz der Taxifahrt durch die Weltmusik kulturell wenig durchmischt ist. Dafür weht der Geist des alten Gurtenfestivals durch den Saal, das 1977 noch ein nicht kommerzielles, «grünes» Folk-Festival war.
Vieles habe geändert in Bümpliz, aber das Liebesleben bleibe wichtig, sinniert Akkordeonist und Arrangeur Adi Blum in einer Ansage. Und so dreht sich vieles im Repertoire von Taxi Florida um die Beziehungen der Geschlechter. Die weibliche Sicht kommt nicht zu kurz, denn neben Blum besteht die Formation aus Eliane Boss (Violine, Gesang), Leila Kühni (Akkordeon und Perkussion), Susanne Welten (Kontrabass) und Ursula Theiler (Klarinette, Gesang). «Warum sy sie denn, we sie eim hei, nümm so wie denn, wo sie eim hei wölle?», wendet sich eine von ihnen an die (Bümplizer) Männer. Eine Frage, die sich wohl auch in den nächsten 100 Jahren nicht schlüssig wird beantworten lassen.
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