«Mit dem vielen Lob gehe ich so um, dass ich es gar nicht erst lese»
Nico Hischier überrascht bereits in seiner ersten NHL-Saison alle – ausser sich selbst.

Am Donnerstagabend nach dem 2:1-Heimsieg gegen Toronto stand fest: Ihre New Jersey Devils haben sich fürs Playoff qualifiziert. Konnten Sie das ein wenig feiern?
Nein, überhaupt nicht. Wir mussten am nächsten Tag ja gleich weiter zum letzten Spiel der Qualifikation in Washington, da blieb keine Zeit zu feiern. Aber natürlich freut sich jeder in der Mannschaft.
In den letzten fünf Jahren waren die Devils notorisch schlecht, verpassten stets das Playoff. Ist Ihnen schon bewusst, was Sie mit Ihrer Mannschaft in dieser Saison bewerkstelligt haben?
Es ist nicht einfach, in der NHL das Playoff zu erreichen. Das bestätigte sich auch diese Saison. Wir qualifizierten uns ja erst im 81. Spiel. Es tut gut, wir sind sehr motiviert, dass es nun weitergeht. Wir wollen nun mehr.
Was Sie persönlich angeht: Egal ob Medien oder Coaches – man hört extrem viel Lob. Wie gehen Sie damit um?
Am besten, indem ich mich nur aufs Eishockey konzentriere, mit Freude spiele und auch das Lob gar nicht erst lese. Also so, wie ich es schon immer getan habe.
Gab es denn aber auch mal Kritik?
Ja, sicher, mehrmals sogar während der Saison. Die Trainer zeigten mir mit Videos, was ich besser machen kann. Das ist auch gut, so kann ich mein Spiel verbessern.
Wie beurteilen Sie persönlich Ihre Saison? Zufrieden? Oder hatten Sie vielleicht sogar noch mehr erwartet?
Nein, ich bin zufrieden. Ich habe ja auch immer wieder gesagt, dass ich keine Erwartungen hatte vor der Saison.
Was hat Sie überrascht an Ihrer Leistung?
Vielleicht nicht sehr überrascht, aber doch ein wenig: dass ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits sehr wohl fühle in der NHL.
Und dass Sie alle Spiele bestreiten würden, notabene als Einziger der Mannschaft?
Ich hatte mir wirklich nicht zu viele Gedanken gemacht über die Saison als Ganzes. Ich nahm einfach Spiel für Spiel, nun kam ich ohne Verletzungen durch die Saison, das ist immer gut.
82 Spiele – das ist die längste Qualifikation Ihrer Karriere. Welche waren die grössten Herausforderungen?
Die Back-to-back-Spiele. Die sind hart. Wenn du heute hier in New Jersey spielst und am nächsten Tag in Chicago oder wo auch immer. Daran musste ich mich schon zuerst gewöhnen. Der Club macht zwar alles dafür, dass du so gut wie möglich regenerieren kannst, aber am Ende musst du eben auch selbst gut zu dir schauen. Das gelang mir immer besser.
Kritik gab es sogar mehrmals. Das ist auch gut, so kann ich mein Spiel verbessern.
Gab es etwas, womit Sie unzufrieden sind?
Eigentlich nicht. (lacht) Wir stehen im Playoff, und ich bin zufrieden, wie ich momentan spiele.
Sie haben in Ihrer ersten NHL-Saison bislang 51 Skorerpunkte erzielt. Das ist besser, als es bei vielen heutigen Topstars im Rookie-Jahr war. Was bedeutet Ihnen das?
Erstens schaue ich nicht auf solche Vergleiche. Und zweitens reden wir im Eishockey grundsätzlich von einem Teamsport. Nur die Leistung der Mannschaft ist relevant. Der Rest ist vielleicht für andere wichtig, aber nicht für mich.
Sie haben nun alle NHL-Städte und ihre Arenen gesehen. Welcher Roadtrip blieb in besonderer Erinnerung?
Da gibt es ein paar. Der Kalifornien-Trip (Los Angeles, Anaheim, San Jose, die Red.) war sicher cool. Es war schön warm in der Sonne, coole Städte, gute Vibes.
Gab es auch mal schwierige Phasen?
Ja, als wir ein paar Spiele hintereinander verloren und die Stimmung entsprechend nicht so gut war. Aber ich glaube, dass so was auch dazugehört in einer Saison, dass nicht immer alles aufgeht.
Der aktuell vielleicht heisseste NHL-Stürmer ist ausgerechnet Ihr Linienkollege Taylor Hall. Wie erleben Sie ihn so hautnah?
Es ist wirklich einfach, neben ihm zu spielen, er ist einer, der alles richtig macht. Ich kann sehr von ihm profitieren, er hilft mir stets.
Kürzlich porträtierte eine lokale Zeitung in New Jersey Sie und Ihre Teamkollegen Blake Coleman, Jesper Bratt und Pavel Zacha, die alle in der gleichen Nachbarschaft wohnen, als eine Art «coole junge Gang» auch neben dem Eis. Wie würden Sie sich beschreiben?
Wir sind keine «Gang» (lacht). Einfach gute Kollegen. Wir sind immer als Fahrgemeinschaft an die Trainings und an die Heimspiele unterwegs. Wir verbringen auch sonst Zeit miteinander, unternehmen mal was.
Coleman sagte, er schenke Ihnen vielleicht einen Wecker, der nicht nur läutet, sondern auch in der Wohnung herumfährt und Sie darum sicher wecke …
Das ist, weil ich einmal an einem Morgen meinen Wecker nicht hörte. Seither ziehen sie mich immer auf.
Wie erholen Sie sich am liebsten, wenn mal freie Tage auf dem Programm stehen?
Auch mit den Jungs. Oder mal gemütlich für ein Abendessen nach New York fahren.
Sie sind der Jüngste des Quartetts, aber auch der Einzige, der noch nie überzählig in einem Spiel war. Mussten Sie Ihre drei Kollegen auch schon aufmuntern, wenn es ihnen nicht lief?
Es gibt schon Phasen, wenn du deinen Freunden gut zuredest. Aber das machen eigentlich alle untereinander, immer, nicht nur wir.
Eine wirklich harte Qualifikation mit Verletzungen und Spielen als Zuschauer auf der Pressetribüne hat auch Mirco Müller, Ihr Schweizer Teamkollege, hinter sich. Wie erlebten Sie ihn?
Ich sagte schon am Anfang der Saison, dass es für mich ein Vorteil sein wird, dass Mirco bei uns spielt, dass ein Schweizer im Team ist. Das war auch der Fall, wir unternahmen hin und wieder zusammen etwas. Für ihn war es sicher nicht einfach. Aber nun spielt er wieder sehr gut, zeigt, dass er nach der Verletzung definitiv wieder zurück ist. Auch er ist ready.
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