Mit Ausländern verwaiste Kirchenpflegen auffüllen
Katholiken und Reformierte stimmen am Sonntag über ihre neuen Kirchenordnungen. Diese könnten die Suche nach neuen Kirchenpflegern erleichtern.
Männedorf. - Das Stimm- und Wahlrecht für Ausländer ist die auffälligste Änderung in den neuen Ordnungen der Zürcher Landeskirche. Wenn diese an der Volksabstimmung vom kommenden Sonntag angenommen werden, können künftig auch Mitglieder ohne Schweizer Pass ein Amt in ihrer Kirchgemeinde bekleiden.
Dies würde Ursula Büttiker, Präsidentin der katholischen Kirchenpflege Männedorf-Uetikon, sehr begrüssen. Es erleichterte die Suche nach neuen Kandidaten, welche die Kirche dringend benötigt. Denn auf das Ende der Amtsperiode treten gleich drei langjährige Mitglieder der Männedörfler Kirchenpflege zurück. Dazu gehört auch Büttiker selbst, die nach 16 Jahren, von denen sie 10 Jahre als Präsidentin waltete, ihr Amt niederlegt. Ein weiterer Sitz ist bereits seit dem letzten Jahr vakant und konnte noch nicht wiederbesetzt werden. An Interessenten für die Nachfolge mangelt es: Erst zwei hätten sich gemeldet, sagt Büttiker.
Ausländer engagieren sich stark
«Wir könnten uns gut vorstellen, ausländische Mitglieder der Kirchengemeinde für ein Amt anzufragen», sagt Büttiker, «da einige von ihnen in der Kirche Männedorf sehr aktiv und beliebt sind.» Vor allem italienische und deutsche Mitglieder, die zum Teil schon seit Jahrzehnten in Männedorf leben, seien durch ihr Engagement für die katholische Kirche positiv aufgefallen. «Ausländer waren bei uns schon immer gut integriert. Darum wünschen sich viele der Schweizer Mitglieder das Stimm- und Wahlrecht für sie», sagt Büttiker. Die Kirchenpflege wolle aber die Abstimmung abwarten, bis man konkret verhandeln könne.
Michael Mallaun ist seit über 20 Jahren Präsident des Stephans-Chors Männedorf-Uetikon - und Österreicher. «Das Stimm- und Wahlrecht wäre für mich eine grosse Anerkennung», sagt er. «Rein theoretisch könnte ich mir auch ein Amt in der Kirchenpflege vorstellen.» Lieber jedoch sollten dies junge Kandidaten mit Elan und neuen Ideen übernehmen, sagt Mallaun.
SVP Männedorf gegen Stimmrecht
Kritik an den neuen Kirchenordnungen ist in Männedorf kaum zu hören. Einzig die örtliche SVP meldet Bedenken an wegen des neuen Stimm- und Wahlrechts, wie Präsident Heinz Abegg auf Anfrage bestätigt: «Wir begrüssen das nicht. Es wäre der erste Schritt zum politischen Wahlrecht für Ausländer.»
Die reformierte Kirchenpflege Küsnacht muss auf das nächste Amtsjahr sogar fünf von neun Posten neu besetzen. «So viele Vakanzen hat es noch nie gegeben», sagt Kirchenpflegerin Marianne Guggenbühl. Um zukünftige Kandidaten für die frei werdenden Ämter anzuwerben, lädt die reformierte Kirche Küsnacht am Donnerstagabend zu einer Informationsveranstaltung ins Kirchgemeindehaus. «Wir möchten den Leuten zeigen, dass diese Ämter nicht nur Arbeit bedeuten, sondern auch Freude und viele gute Kontakte in der Gemeinde bringen», sagt Guggenbühl. Sie selbst trete nach 16 Jahren zurück. Sie hoffe allerdings, dass alle Ämter neu besetzt werden können - im Gegensatz zur Politischen Gemeinde gibt es bei der Kirche keinen Amtszwang.
Ob das neue Stimm- und Wahlrecht für Ausländer auch der reformierten Kirche Küsnacht hilft, muss sich zeigen. Im Kanton Zürich besitzen rund 3 Prozent der reformierten Mitglieder keinen roten Pass.
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