Mit 70 ist wirklich Schluss
Der Dirigent des Akkordeon-Orchesters Horgen, Ewald Hauser, hält Wort und wird heute verabschiedet.
Von Nicole Trossmann Horgen – Wie 70 sieht Ewald Hauser nicht aus. Der Dirigent besticht durch seine jugendlich-verschmitzte Art; aus ihm sprudelt eine quirlige Fröhlichkeit, und doch strahlt er gleichzeitig Ruhe aus. Der nicht eben gross gewachsene Mann wirkt in seinem weitläufigen Wädenswiler Musikgeschäft noch kleiner. Diesem will er sich denn auch vermehrt widmen, wenn er heute Abend, an seinem Abschiedskonzert im Horgner Schinzenhof, das Akkordeon-Orchester Horgen zum letzten Mal dirigiert. Nach 17 Jahren will Ewald Hauser den Dirigentenstab endgültig aus der Hand geben. «Ich sagte immer, dass ich mit 70 Jahren aufhöre. Und ich halte mein Wort», sagt er. Dies fällt ihm zwar nicht leicht. «Abschied zu nehmen, ist immer schwer.» Und doch will er die Bühne nun den Jungen überlassen. Zudem war er jahrelang stark eingespannt, er musste sämtliche Ferien nach denen der Schule ausrichten, und bei Konzerten war er als Dirigent immer der Erste, der kam, und der Letzte, der ging. Nun will Hauser die neu gewonnene Freizeit geniessen. Er will nochmals die Welt bereisen; Amerika, Australien und Namibia entdecken. Eiserne Disziplin Als Bub hörte er zum ersten Mal ein Akkordeon – und war fasziniert. Mit zehn Jahren begann er, Stunden zu nehmen; in Wollerau. Jeden Mittwochnachmittag wanderte Hauser von Richterswil nach Wollerau und zurück. Ausgemacht hat es ihm nichts. «Das Einzige, was mir im Sinn stand, war, dieses herrliche Instrument zu lernen.» Später nahm er zudem Saxofonstunden. Klavierspielen indes brachte er sich selbst bei. «Anfangs halfen mir Noten mit Fingersatz, die also zeigen, welche Finger wann im Einsatz sind.» Beim benachbarten Restaurant half er damals putzen und rüsten – und durfte dafür das dortige Klavier benutzen. Hauser legte eine eiserne Disziplin an den Tag und übte, wann immer das Restaurant offen war. Bis heute hat der Piano-Virtuose keine einzige Klavierstunde genommen. Das grösste Geschenk bereitete ihm bei Auftritten immer das Publikum. Wenn er etwa drei Stunden lang allein Klavier spielte und die Leute sogar während des Essens die Melodie mitsummten. Für einen Künstler müsse immer das zufriedene Publikum das höchste Ziel sein. «Überhaupt ist der Dank des Publikums wertvoller denn jede Gage.» Grosse Erfolge erlebte Hauser mit dem Trio Louis Menar. In dieser Formation spielt er seit nunmehr einem halben Jahrhundert. Bei einem Auftritt an der Firmenfeier seines Bruders hatte er den Trompeter von Menars damaliger Formation Cubana Sextett kennen gelernt. Als der Pianist des Sextetts dann ins Militär musste, holte der Trompeter Hauser als Ersatz. Mit einem dritten Musiker gründete Menar dann das Trio, das seit 50 Jahren zusammen auf der Bühne steht. «Inzwischen sind wir alle über 70 Jahre alt, und wir suchen uns die Auftritte aus, an denen wir noch spielen wollen», sagt Hauser. Schön sei aber, dass das Trio Fans habe, welche der Formation seit Jahrzehnten die Treue halten. Ein Paar vom rechten Zürichseeufer buchte das Trio vor vier Jahrzehnten; heuer feierte es den vierzigsten Hochzeitstag – und buchte das Trio erneut. Mit Orchester verschmelzen Dass er von morgen an nur noch im Orchester mitspielt, selbiges aber nicht mehr dirigiert, dem sieht Ewald Hauser gelassen entgegen. Den neuen Dirigentinnen werde er nicht auf die Finger schauen; jeder Dirigent bringe seine Eigenheit, seinen Charakter in ein Stück ein. Ein Lied könne, von zwei Dirigenten eingespielt, klingen wie Tag und Nacht. Ein Malheur ist ihm auf der Bühne nie passiert. «Ich hatte den Dirigentenstock immer fest im Griff; meine Hände haben nie gezittert», sagt er. Auch hinter der Bühne tigerte er nie aus Nervosität auf und ab. Überhaupt sei ein aufgeregter Dirigent das Schlimmste für ein Orchester, denn diese Nervosität würde sich übertragen. Ein Dirigent müsse mit dem Orchester zu einer Einheit verschmelzen. Dafür brauche es Geduld – und ein gewisses «Gspüri». Wenn sich jemand verspielte, schaute Hauser ihn jeweils kurz an und lächelte aufmunternd. «Das kommt schliesslich in den besten Familien vor», sagt er augenzwinkernd. Als Bub wanderte er bis nach Wollerau in die Akkordeonstunden.Foto: Silvia Luckner
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