Mit 300 Helfern bis auf 8848 Meter über Meer
Vor 60 Jahren stieg Edmund Hillary als erster Mensch auf den Mount Everest. Auf ihn folgten rund 3000 andere Alpinisten – darunter Beinamputierte, Blinde und Greise.
Es war eine alpinistische Meisterleistung, als der Nepalese Tenzing Norgay und der Neuseeländer Edmund Hillary am 29. Mai 1953 als erste Menschen den höchsten Berg der Welt erklommen. Seither gelang es rund 3000 Bergsteigern aus den unterschiedlichsten Motiven, den 8848 Meter hohen Gipfel zu bezwingen. Eine Massenschlägerei zwischen Alpinisten und Trägern im Frühjahr überschattet den 60. Jahrestag und wirft ein Schlaglicht auf die hochprofitable Abenteuer-Industrie am Mount Everest, die viele inzwischen mit Sorge betrachten.
1852 wurde der bis dahin unspektakuläre Gipfel im Osten des Himalaya in der «Grossen Trigonometrischen Vermessung Indiens» als höchster Berg der Welt identifiziert und nach dem britischen Landvermesser George Everest benannt. 101 Jahre später bestiegen Hillary und Norgay den Berg. Ihre Expedition dauerte mehr als zwei Monate, für die fast acht Tonnen Ausrüstung brauchten sie 300 Helfer.
Berücksichtigung des Ökosystems
«Mein Grossvater und Edmund Hillary haben eine grossartige und historische Leistung erbracht», sagt der Enkel Norgays, Tashi Tenzing, in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. «Doch der 60. Jahrestag ist auch ein Zeitpunkt, an dem man über den Berg - und was wir mit ihm gemacht haben - nachdenken sollte.» Zwar sei der Alpinismus am Mount Everest wichtig für sein Land, betont der 49-Jährige. Doch gleichzeitig mahnt er, das Ökosystem des Himalaya für zukünftige Generationen zu schützen.
Dieses Jahr waren bereits rund 500 Bergsteiger auf dem Gipfel, professionelle Bergsteiger, Aktivisten, Spendengeld-Sammler oder Rekordjäger, darunter ein Achtzigjähriger, eine beinamputierte Inderin, die ersten Frauen aus Saudiarabien und Pakistan sowie die erste Frau, die den Mount Everest zwei Mal in einer Saison bezwang. Ganz oben angekommen ist es inzwischen üblich, mit den Angehörigen zu telefonieren und für Fotos zu posieren, bevor der Abstieg beginnt, möglichst innerhalb eines Zeitfensters mit guter Wetterprognose.
Putzaktion am Jahrestag
Hillarys Sohn Peter und Norgays Sohn Jamling werden den Jahrestag zusammen mit der britischen Königin Elizabeth II. bei einer Feier in der Royal Geographical Society in London begehen. Am Mount Everest selbst wird der Jahrestag mit verschiedenen Aktionen gefeiert, von einer Putzaktion am Basislager bis zu einem Höhenmarathon. Im Palast von Kathmandu sollen berühmte Gipfelstürmer bei einer Gala geehrt werden.
Überschattet werden die Feierlichkeiten von der Auseinandersetzung zwischen Alpinisten und Trägern in 7470 Metern Höhe Ende April, die die Bergsteigerszene schockierte. Zwei Extrembergsteiger, der Schweizer Ueli Steck (siehe Bildstrecke) und der Italiener Simone Moro, gerieten an einem Eisfeld mit Sherpas in Streit, die daraufhin Verstärkung holten und die Bergsteiger verprügelten. Obwohl Stecks Leute mit den Trägern danach ein «Friedensabkommen» unterzeichneten, verliessen sie den Mount Everest 48 Stunden später, weil ihnen die Lust am Klettern vergangen war, wie sie sagten.
Eifersucht und schlecht bezahlte
Beobachter machen die wachsende Konkurrenz zwischen den Expeditionen für den Gewaltausbruch verantwortlich. Andere betonen, der Vorfall zeige die Eifersucht der schlecht bezahlten Sherpas untereinander. Ein US-Bürger, der früher im Himalaya wohnte, nannte in einem Beitrag für das US-Magazin «National Geographic» die Sherpas «vornehme Wilde», was ein nepalesischer Kolumnist in einer örtlichen Tageszeitung als «abstossend, verächtlich und rassistisch» verurteilte.
Ein berühmt gewordenes Foto vom vergangenen Jahr zeigt Bergsteiger, die wie Ameisen an der Eiswand der Lhotse-Flanke Schlange stehen. Es wurde zum Sinnbild eines Berges, der nach Einschätzung des «National Geographic»-Magazins «am Limit» ist.
AFP/mrs
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