Zürcher Hochschule der Künste in der KritikMissbrauchsvorwürfe an der Tanzakademie Zürich
Ehemalige Schülerinnen erheben in einem Medienbericht schwere Vorwürfe: An der Tanzschule soll es zu Demütigungen und gar Gewalt gekommen sein. Die ZHDK hat eine Untersuchung eingeleitet. «Demütigendes» Verhalten werde nicht geduldet.

Extreme Gewichtsvorgaben, Bodyshaming und gar Anwendung von physischer Gewalt: Die Vorwürfe, die 13 ehemalige Schülerinnen und Schüler gegen die Tanzakademie Zürich (taZ) in einer Recherche der «Zeit» erheben, sind schwer. Die täglichen Erniedrigungen und Demütigungen, so die Zeitung, hätten dazu geführt, dass angehende Tänzerinnen und Tänzer unter Depressionen, Angstzuständen, Mager- und Brechsucht sowie Suizidgedanken litten oder noch immer leiden. «Die Zeit» hat gemäss dem Bericht mit Personen gesprochen, die zwischen 2007 und 2021 an der Akademie ausgebildet wurden; die mutmasslichen Misshandlungen haben laut der «Zeit» bis 2021 angedauert.
Die taZ ist Teil der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) und gilt als eine der renommiertesten staatlichen Ballettschulen der Welt. Nachdem «Die Zeit» den Rektor der ZHDK, Thomas D. Meier, mit den Vorwürfen konfrontiert hatte, leitete dieser am 31. Mai eine Administrativuntersuchung ein. Dies bestätigt die Hochschule in einer Mitteilung. Mit der Untersuchung «soll der Sachverhalt durch externe Fachleute vertieft abgeklärt werden», schreibt die ZHDK. Sie hoffe auf «eine lückenlose Aufklärung bis Ende 2022». Bis zum Abschluss der Untersuchung will die Hochschule keine detaillierte Stellungnahme abgeben. Personalrechtliche Massnahmen gegen das Leitungsteam sind gemäss «Zeit» bisher keine ergriffen worden.
Wie «Die Zeit» schreibt, habe die ZHDK-Leitung seit mehreren Jahren Kenntnis von der inkorrekten Behandlung von Schülerinnen und Schülern. Die zuständige Departementsleiterin Marijke Hoogenboom wird so zitiert, dass ihr Vorkommnisse an der Tanzakademie Zürich bekannt seien, bei denen sich Dozierende gegenüber Schülerinnen und Schülern in Wortwahl, Ton oder Unterrichtspraxis unangemessen verhalten hätten. Die Schule habe deshalb «Massnahmen, Regularien und transparente Prozesse zur Qualitätssicherung eingeführt». Weiter schreibe Hoogenboom, dass man an der ZHDK und der taZ «kein demütigendes, diskriminierendes oder rassistisches Verhalten» dulde.
Dies betont auch die Hochschule in ihrer Mitteilung. Die psychische und physische Integrität der Schülerinnen und Schüler stehe für die Hochschule an erster Stelle. Sie habe sich verpflichtet, ihren Schülerinnen und Schüler einen sicheren Raum für ihre Lehre zu bieten und nehme «die Verantwortung ihnen gegenüber sehr ernst». Das ZHDK-Reglement zum Schutz vor Diskriminierung benenne interne und externe Vertrauenspersonen und definiere Prozesse, die «allen Angehörigen der Hochschule zur Verfügung stehen, die sich von einem solchen Verhalten betroffen fühlen».
Update vom 1.6.2022, 19:55 Uhr: Der Artikel wurde um die Stellungnahme der ZHDK, ergänzt. Wir hatten die Hochschule zuvor nicht erreichen können.
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