Misha wird sterilisiert - Familie bleibt zusammen
Die Bärenfamilie im Berner Dählhölzli bleibt zusammen. Das haben die Tierpark-Verantwortlichen entschieden - obwohl sie nicht ausschliessen können, dass Bärenvater Misha auch noch den zweiten Jungbären tötet.
Der kleine «Bär 4» sei wohlauf, berichtete der Tierpark am Donnerstag. Er habe am Mittwochabend einen selbständigen Abendspaziergang «im Angesicht von Misha» unbeschadet überstanden. «Wie es weitergeht, entscheiden die Bären.»
Misha hatte am Mittwoch eines seiner beiden Jungen - «Bär 3» - getötet. Stundenlang hatte er das Jungtier hin- und hergeschüttelt, fallen gelassen und durch die Luft geschleudert. Der kleine Bär wurde vom Vater so heftig mit den Vorderpranken traktiert, bis er sich nicht mehr rührte.
Die Tierpark-Verantwortlichen bekräftigten am Donnerstag, sie verstünden die Betroffenheit vieler Berner. «Die Geschichte hat uns selber auch mitgenommen», betonte Direktor Bernd Schildger im Regionaljournal von Radio SRF. Überraschend sei der Vorfall vom Mittwoch aber nicht.
Schon seit der Geburt der beiden Jungbären am 15. Januar «bestand die Möglichkeit, dass die Jungtiere durch den Bärenmann getötet werden», betont das Dählhölzli im Communiqué. «Das kann auch in der freien Natur geschehen.»
Elterntiere nicht trennen
Einen weiteren Vorfall könnte man nur ausschliessen, wenn man Misha bis zu zwei Jahre alleine in einem Abtrenngehege halten würde. «Dieser Belastung wäre Misha - wie auch Mutter Masha - nach unserer Überzeugung nicht gewachsen.»
Die beiden Bären seien völlig aufeinander fixiert, betonte Schildger. «Sie zu trennen wäre Tierquälerei.»
Die Tierpark-Verantwortlichen sahen sich am Dienstagabend in ihrer Einschätzung bestätigt, als sie einen kurzen Absperrversuch durchführten. Beide Elterntiere hätten darauf sehr verstört reagiert.
«An der Einschätzung bezüglich des Wohls der Alttiere hat sich nach dem Tod von Bär 3 nichts geändert», stellte das Dählhölzi nun fest. Deshalb bleibe die Bärenfamilie zusammen. Und: «Auch wenn das zweite Jungtier überlebt, wird Misha sterilisiert.»
Plattform bleibt zu
Den Vorfall vom Mittwoch hatten etliche Besucher des Bärenparks mitbekommen. Damit niemand mehr unfreiwillig Zeuge einer solchen Szene wird, bleibt die Besucherplattform beim Bärenwald einstweilen geschlossen.
Warum Misha nach elf Wochen einen Jungbären getötet hat, bleibt offen. Vielleicht habe er einfach spielen wollen und die Gewichtsverhältnisse verkannt, mutmasst der Tierpark - der kleine Bär war vielleicht 5 Kilogramm schwer, sein Vater 360.
Vielleicht habe Misha auch die Aufmerksamkeit von Masha erregen wollen, oder er wollte ein lebensschwaches Jungtier eliminieren. «Wir werden es wohl nie erfahren.»
Direktor Schildger betonte im Radio, Misha und Masha seien Handaufzuchten, die nicht alle Eigenschaften eines freilebenden Bären gelernt hätten. «Masha hat Anzeichen gezeigt, ihre Jungen zu schützen. Im Voraus aber wissen zu wollen, was passiert, ist vermessen.»
Geschenk aus Russland
Misha und Masha kamen 2009 nach Bern - als Geschenk der damaligen russischen Präsidentingattin Swetlana Medwedewa. Der Berner Tierpark baute für die beiden nicht miteinander verwandten Waisenkinder extra ein neues Gehege, den im März 2012 eingeweihten «BärenWald».
SDA/tan
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