Mir geht es mies, also schreibe ich
TV-Kritik: Der italienische Sender RAI 3 hat neu eine literarische Castingshow: «Masterpiece». Um Literatur geht es da nur am Rande. Dafür lernt man viele schlimme Schicksale kennen.
«Was tun Sie so in Ihrem Leben?», fragt Jury-Mitglied Taiye Selasi. «Ich leide», antwortet der Kandidat – und spricht für fast alle anderen, die bei diesem Literatur-Casting mitmachen. Wer die These, dass nur in der Verzweiflung grosse Kunst entsteht, je etwas simpel gefunden hat, wird bei «Masterpiece» eines Besseren belehrt. Unter den in den ersten beiden Folgen vorgestellten Kandidaten befanden sich unter anderem: ein ehemaliger Strafgefangener, eine geheilte Magersüchtige, eine Fabrikarbeiterin mit problematischer Vaterbeziehung, ein Advokat in einer Sinnkrise, ein arbeitsloses Punkmädchen und ein zölibatärer Marathonläufer.