Mindestens 118 Tote bei Anschlägen in Nigeria
Erst im April schockierten Bombenanschläge an einem Busbahnhof in Nigeria. Nun detonierten in der Stadt Jos zwei Bomben auf einem Marktplatz. Im Verdacht steht die Terrorgruppe Boko Haram.
Der Terrorismus in Nigeria fordert weiter zahlreiche Opfer. Bei der Explosion von zwei Bomben auf einem belebten Markt in der zentralnigerianischen Stadt Jos sind mindestens 118 Menschen getötet worden. Die Sprengsätze detonierten im Abstand von wenigen Minuten und rissen offenbar zahlreiche Frauen sowie Mitglieder der alarmierten Rettungsmannschaften in den Tod.
«Viele Menschen rennen mit Blut an ihren Kleidern vom Tatort weg», sagte der Augenzeuge Simon Ephraim. Rund um den zentralen Markt wurden ein Spital und andere Gebäude beschädigt. Mächtige Rauchwolken lagen über dem Ort des Geschehens.
«Dutzende Menschen sind gestorben, hauptsächlich Frauen», sagte der Sprecher der Regionalregierung, Pam Ayuba. Laut Militärangaben hatte sich eine Bombe in einem Lastwagen befunden und die andere in einem Minibus.
Boko Haram als Urheber vermutet
Die Stadt Jos liegt im Bundesstaat Plateau, an der Schnittstelle zwischen dem christlich geprägten Süden Nigerias und dem muslimischen Norden. In der Vergangenheit gab es dort immer wieder tödliche Auseinandersetzungen.
Hintergrund sind oftmals religiös motivierte Konflikte. Die Extremistengruppe Boko Haram, die im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat kämpft, hatte im Juli 2012 ausserhalb von Jos eine Trauergemeinde angegriffen.
In der nördlichen Stadt Kano wurden nach Polizeiangaben derweil zwei Männer festgenommen, die mit einem Selbstmordanschlag vom Sonntag in Verbindung gebracht werden. Sie wurden von Passanten, die sie über das Attentat reden hörten, an einer Bushaltestelle festgehalten und anschliessend in Polizeigewahrsam genommen. Bei dem Anschlag auf einen überwiegend christlichen Stadtteil waren vier Menschen getötet worden.
Keine Spur von entführten Mädchen
Mitte April hatte Boko Haram mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko Haram-Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Bisher fehlt trotz der Unterstützung von amerikanischen und europäischen Experten und dem Einsatz von Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur von den Mädchen.
Frankreich und Nigeria sowie vier andere afrikanische Länder hatten am vergangenen Samstag bei einem Anti-Terrorgipfel einen Aktionsplan gegen die Terrororganisation beschlossen. Man werde den Informationsaustausch der Geheimdienste verstärken, die Aktionen afrikanischer Militärs koordinieren und die Grenzen in Afrika kontrollieren, sagte der französische Präsident François Hollande. Eine Militäraktion des Westens gegen Boko Haram schloss Hollande allerdings aus.
Der Terror der Extremisten treibt im Norden Nigerias immer mehr Menschen in die Flucht: Rund ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustands in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UNO-Angaben 250'000 Menschen vertrieben. Rund 61'000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht.
SDA/kpn/thu
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