Milliardenschwerer Börsengang mischt den SMI auf
Alcon treibt den Leitindex auf ein neues Allzeithoch – und verdrängt eine der Banken. Diese haben seit der Finanzkrise am meisten Gewicht verloren.

Heute ist ein besonderer Tag für den Swiss-Market-Index (SMI). Denn ausnahmsweise besteht er nicht aus den Aktien der 20, sondern der 21 wichtigsten Schweizer Firmen. Das Pharmaunternehmen Alcon, das vom Mutterkonzern Novartis abgespalten wird, schafft es auf Anhieb in den Leitindex und sorgt für eine ausserplanmässige Anpassung.
Der Börsengang von Alcon ist der zweitgrösste in der Schweizer Geschichte. Das auf Augenchirurgie und Kontaktlinsen spezialisierte Unternehmen ist dabei mit rund 27 Milliarden US-Dollar bewertet worden, was praktisch demselben Wert in Schweizer Franken entspricht. Nur der Tiefseebohrungskonzern Transocean erreichte bei seiner Kotierung an der Börse im April 2009 einen noch höheren Wert.
Alcon spielt damit auch weltweit ganz oben mit. Der US-Mitfahrdienst Lyft wurde Ende März mit rund 24 Milliarden Dollar bewertet. Die Schweizer Medizintechnikfirma Medacta brachte kürzlich rund 2 Milliarden Dollar auf die Waage. Bei Stadler Rail – dem Bahnhersteller von Peter Spuhler, der ebenfalls kurz vor dem Börsengang steht – rechnen Analysten mit einem Marktwert von gut 4 Milliarden Dollar.
Durch seinen Vorstoss verdrängt Alcon ein anderes Unternehmen aus dem SMI, der am Mittwoch wieder auf 20 Titel reduziert wird: Julius Bär – und damit ausgerechnet eine Bank. Im Leitindex werden damit aus der Branche nur noch die Grossbanken UBS und Credit Suisse vertreten sein.
Dominiert wird der SMI vom Lebensmittelkonzern Nestlé sowie den Pharmakonzernen Novartis und Roche: Die drei Index-Schwergewichte hatten in den letzten zwölf Monaten (April 2018 bis März 2019) zusammen einen Anteil von fast 40 Prozent. Mit der Abspaltung von Alcon wird Novartis nun an Gewicht im SMI einbüssen. Die Pharmabranche insgesamt wird dagegen etwas zulegen – auf Kosten der Banken.
Im Jahr 2007 lag die UBS noch vor Roche und die Credit Suisse dicht dahinter. Zudem befand sich Julius Bär nicht auf dem letzten, sondern dem 13. Platz der wichtigsten Unternehmen. Zusammen kamen die drei Banken auf einen Anteil von fast 22 Prozent. Heute, einen Tag vor dem Abschied von Julius Bär aus dem SMI, sind es nur noch gut 9 Prozent.
Seit der internationalen Finanzkrise 2008 haben die Banken deutlich an Gewicht verloren. Von allen Unternehmen, die heute noch im SMI vertreten sind, musste die UBS den grössten Bedeutungsverlust verkraften. Ihr Anteil am Index ging um 6,77 Prozent zurück. Die Credit Suisse büsste 5,52 Prozent ein und damit am zweitmeisten.
Gleichzeitig legte Nestlé mit 3,52 Prozent am deutlichsten zu. Roche konnte sich ebenfalls leicht steigern (+0,26 Prozent), während Novartis leicht verlor (–0,13 Prozent), allerdings deutlich weniger stark als die Banken.
Der Energiekonzern ABB und die Zurich-Versicherung büssten seit der Finanzkrise ein Drittel beziehungsweise ein Viertel ihres Anteils am SMI ein. Damit gehören sie neben UBS und Credit Suisse zu den grössten Absteigern – zumindest von den Firmen, die immer noch im Index vertreten sind.
Das Agrarunternehmen Syngenta fiel sogar aus dem SMI. Verschwunden sind inzwischen auch der Zahnimplantate-Hersteller Nobel Biocare, die Orthopädiefirma Synthes und die Bâloise-Versicherung. Dafür stiegen vier andere in den Kreis der wichtigsten Schweizer Firmen auf: das Chemie- und Pharmaunternehmen Lonza, die auf Chemie spezialisierte Sika, die Sanitärfirma Geberit und Givaudan, der weltweit grösste Hersteller von Aromen und Duftstoffen.
«Jetzt können wir unsere Marktführerschaft noch weiter ausbauen.»
Wie wichtig für ein Unternehmen die Aufnahme in den erlauchten SMI-Kreis ist, zeigt die Aussage von Alcon-CEO David Endicott. «Wir sehen Alcon in einer starken Position, mit der wir unsere Marktführerschaft noch weiter ausbauen können», sagt der Manager nach dem Börsengang gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Der heutige Schritt stelle einen Wendepunkt dar.
Der Eröffnungskurs von Alcon lag am Dienstagmorgen bei 55 Franken, womit sich die Marktkapitalisierung auf knapp 27 Milliarden Franken belief. Bis zum Mittag gewannen die Titel noch hinzu. Gemäss Händlern hat diese Kursentwicklung einige Marktteilnehmer überrascht, wenn nicht gar auf dem falschen Fuss erwischt. Viele waren pessimistisch, weil Alcon nach ein paar schwachen Jahren erst im vergangenen Jahr der Turnaround gelungen ist.
Heute gehört Alcon wieder zu den Branchenführern. Das Unternehmen ist sowohl in der Augenchirurgie als auch im Bereich Kontaktlinsen und Pflegemittel unterwegs. «Der Bedarf an Augenheilkunde wächst beachtlich, da unsere Bevölkerung altert und die Menschen mehr Zeit vor Bildschirmen und Mobilgeräten verbringen», sagt CEO Endicott.
SMI auf Allzeithoch
Der fulminante Einstieg der Alcon-Aktien kommt der ganzen Schweizer Börse zugute. Nach einem verhaltenen Start heute Morgen kletterte der SMI kurz vor dem Mittagessen auf ein neues Allzeithoch von 9628,80 Punkten. Der Leitindex überbot damit seinen bisherigen Rekord vom 24. Januar 2018 um mehr als 12 Punkte.
Trotzdem ist eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, heisst es am Markt. Denn am morgigen «Super-Mittwoch» steht der entscheidende EU-Gipfel im Zusammenhang mit den weiteren Brexit-Plänen im Zentrum. Ebenfalls sind die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der amerikanischen Notenbank sowie der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank geplant.
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