Militär sorgt für heisse Köpfe
GadmenErstmals führt die Armee im Sustengebiet während der Sommerferien Schiessübungen durch. Das passt nicht allen. Die Mehrheit der Bevölkerung scheint aber Verständnis zu haben.
«Das Militär vertreibt die letzten Touristen, die trotz tiefem Eurokurs und schlechtem Wetter noch zu uns kommen», sagt der Gadmer Campingplatzbesitzer Felix Meier, der gar nicht glücklich über die neusten Schiessübungen des Gebirgsschützenbataillons 6 ist. «Wenigstens schiessen sie jetzt in der hinteren Chalberweid. Zuvor taten sie es hundert Meter vom Campingplatz entfernt.» Der in Unterseen lebende Bergführer Beat Durrer hält sich ab und zu in den Wendenstöcken auf. Er stört sich auch daran, «dass die Schiessübungstage nirgends publiziert werden. So wurde ich kürzlich ganz schön überrascht, als ich mich zum Klettern dort aufhielt.» Die letzten 20 Jahre habe es das nie gegeben, dass das Militär mitten in den Sommerferien im Gadmertal Schiessübungen durchgeführt habe. Armeesprecher Daniel Reist ist sich der unglücklichen Terminplanung für die laufenden Wiederholungskurse bewusst, verspricht aber baldige Besserung: «Die Dienstleistungsplanung wurde im letzten Jahr verändert. Wir versuchten, die Truppen über das Jahr einheitlicher zu verteilen.» Bisher hatte die Armee in der Hochsaison weniger Truppen im Dienst. «Wir versuchen aber, Kollisionen mit dem Tourismus zu verhindern. Auf den Sommer 2012 hin wird es Verbesserungen geben», sagt Daniel Reist. Militär als Teil von Gadmen Der zuständige Presse- und Informationsoffizier des Gebirgsschützenbataillons 6, Marc Peyer, erklärt: «Unsere Bediensteten in Gadmen müssen die Ausbildungs- und Dienstpläne befolgen, die sie erhalten. Wir werden aber auf die Gemeinde Gadmen zugehen müssen, um das Thema zu besprechen.» Laut Peyer findet bereits heute Mittwoch auf der Wendenalp die nächste Schiessübung statt. Die Gadmer Gemeindepräsidentin Barbara Kehrli stellt fest: «Wir haben mit der Armee einen Vertrag, wonach während maximal eines Tages pro Woche Schiessübungen stattfinden dürfen; diese müssen vorher angekündigt werden.» Kehrli belegt anhand von Zahlen, wie überlebenswichtig das Militär für das Gadmertal ist: «Ein dreiwöchiger WK bringt dem Tal 150000 Franken und sichert uns den Erhalt des Dorfladens. Ohne die Truppen würde der Steuerfuss der Gemeinde gleich um drei Zehntel steigen.» Der genannte Dorfladen wird seit 31 Jahren von Branca Reimann geführt. Diese teilt nicht nur die Meinung der Gemeindepräsidentin, sondern ergänzt sogar: «Die Touristen fehlen uns sicher nicht wegen der Militärschiessübungen, sondern wegen des schwachen Euros und des schlechten Wetters. Das ist ja momentan nicht nur bei uns so.» Auch Olivera Hostettler, Wirtin des Hotels Bären, glaubt an die Abhängigkeit von Gadmen von den Armeetruppen: «Die Bergstrasse zur Wendenalp wurde 1978 vom Militär gebaut. Ohne Militär gäbe es also heute auf der Wendenalp keine Alpwirtschaft, keine Sportkletterer und keine Wanderer. »Bruno Petroni>
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch