Migros scheitert mit ihrer Idee der Markthalle 2.0
Die Migros stoppt ihr Projekt, die Markthalle wieder zu eröffnen. Als Hauptgrund gibt sie Differenzen mit dem heutigen Mieter Mediamarkt an. Doch auch angesichts der Verzögerungen wegen Einsprachen sei die Schmerzgrenze erreicht.
Für viele klang es fast zu schön, um wahr zu sein: Die einst pulsierende Markthalle am Bubenbergplatz, heute ein Mediamarkt, würde im alten Stil wiederauferstehen. Die Migros war bereit, 8 Millionen Franken in den Ausbau zu stecken und aus der Halle einen «Mikrokosmos kreativer Gastronomiekonzepte» zu machen. So präsentierte sie im Februar 2017 ihre Pläne und versprach, das Feld unabhängigen Untermietern zu überlassen.
Doch jetzt der Schock: «Migros Aare beendet das Markthalle-Projekt», teilte der Detailhändler am Dienstag mit. Als Hauptgrund nennt die Migros «unüberbrückbare Differenzen bei der Übernahme des Mietvertrags von Mediamarkt». Eine Einigung sei «zeitnah nicht realistisch», ergänzte die Migros auf Nachfrage.
Mediamarkt «gefangen»
Mediamarkt reagierte vier Stunden später. Man habe über die Medien und kurz danach durch ein anwaltliches Schreiben vom Abbruch erfahren und nehme diesen «erstaunt» zur Kenntnis. Den Vorwurf, am Scheitern der Verhandlungen schuld zu sein, weist Mediamarkt von sich. Man habe sich an alle Abmachungen gehalten.
Aus der Mitteilung von Mediamarkt gehen bisher unbekannte Details zum Deal zwischen den beiden grossen M hervor: Mediamarkt hatte der Migros für die Übernahme des Mietvertrags einen «hohen einstelligen Millionenbetrag» zugesagt.
Diese Dimension lässt erahnen, dass Mediamarkt in der Markthalle jeden Monat viel Geld verbrennt und in einem langfristigen Mietvertrag «gefangen» ist. Dieser laufe noch «mehrere Jahre», heisst es offiziell bloss.
Doch weil sich die Ablösung des Mietvertrags von Mediamarkt zur Migros verzögert – ursprünglich hoffte die Migros, die Markthalle in diesem Frühling zu eröffnen –, verlangte Mediamarkt «eine Nachverhandlung über die Entschädigungszahlung».
Damit war angerichtet, was die Migros am Dienstag als «unüberbrückbare Differenzen» bezeichnete. Mediamarkt dagegen verlangt, dass die Migros an den Verhandlungstisch zurückkehrt. «Wir sehen keine Ausstiegsgründe erfüllt», sagt ein Mediamarkt-Sprecher.
Die Hauseigentümer René Huber und Hans Merki, Letzterer der «Erfinder» der alten Markthalle, wollten sich am Dienstag nicht äussern. Man sei enttäuscht und müsse die neue Situation erst analysieren, hiess es bloss.
«Schwere Einschränkungen»
Hängige Einsprachen – eigentlicher Grund für die Verzögerungen – beeinflussten den Projektabbruch der Migros ebenfalls. Bezüglich Anlieferung und Littering seien Lösungen erarbeitet worden, schreibt die Migros. Um auch Einsprachen wegen befürchteten Lärms bereinigen zu können, wären jedoch «erhebliche konzeptionelle Einschränkungen nötig, die gesamthaft zu schwer wiegen».
Konkret hätte die Migros nach ihrer Darstellung auf die generelle Überzeitbewilligung und die Möglichkeit von Livemusik und Partys verzichten müssen. Auch die Idee, während der warmen Monate das Glasdach der Markthalle zu öffnen, hätte die Migros fallen lassen müssen.
Schuld scheint dabei kein sturer Amtsschimmel zu sein. «Die Gespräche mit den Behörden verliefen konstruktiv», hält die Migros fest. Ähnlich äussern sich Gemeinderat und Gewerbepolizei, die beide betonen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Migros unterstützt zu haben – etwa in Fragen der Aussenbestuhlung oder der Möglichkeit, das Markthalle-Konzept vorerst als Pilotversuch zu starten.
Der Gemeinderat sei bereit, «gemeinsam mit den Beteiligten eine Auslegeordnung vorzunehmen», so Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL). Laut Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat die Migros den Behörden und ihm persönlich explizit für den Einsatz gedankt.
Weil er wusste, dass die Migros und mit ihr die Bevölkerung auf seinen Entscheid zu den Einsprachen warteten, hätten er und sein Team das Dossier «prioritär behandelt».
Alles zu spät: Das Projekt sei beendet, so die Migros. «Es wird keine Verhandlungen mehr geben.» Aufgrund der «mittlerweile markant gestiegenen Planungskosten» habe das Projekt den Punkt erreicht, an dem die Schmerzgrenze überschritten werde. Ein schmerzhaftes Ende für alle, die sich auf die neue Markthalle gefreut hatten.
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