Lange glaubte man in Bern, die Zeiten der ewigen Skandale rund um die Bundesanwaltschaft seien vorbei. Doch weit gefehlt, Michael Lauber droht dasselbe Schicksal wie seinen Vorgängern Carla Del Ponte, Valentin Roschacher und Erwin Beyeler. Wie kann es sein, dass ein Bundesanwalt sich mit dem Präsidenten der Fifa in die Beiz begibt, um etwas Wichtiges zu besprechen, kurz nachdem bei dessen ehemaligem Arbeitgeber, der Uefa, bergeweise Akten beschlagnahmt wurden und Vorwürfe auch gegen Gianni Infantino vorlagen?
Wie kann es sein, dass dabei zwar der Pressesprecher Laubers zugegen ist, dieser aber nichts protokolliert? Wie kann es sein, dass Rinaldo Arnold, Oberstaatsanwalt im Kanton Wallis, ebenfalls dabei ist, als Privatperson, wenn doch angeblich Amtliches besprochen wird? Wie kann es weiter sein, dass die Bundesanwaltschaft, als die Sache untersucht wird, erst mal ein Treffen verschweigt und dann vier gestandene Männer unisono behaupten, sie könnten sich an nichts erinnern? Zudem gibt es Widersprüche in der Argumentation. Während der Untersuchung kam heraus, dass die Treffen mit Rinaldo Arnold privater Natur waren. Lauber aber spricht von geschäftlichen Treffen. Wenn das stimmt, dann war mindestens eine Person zu viel am Tisch. Da gab es mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Amtsgeheimnisverletzung.
Mit seinem Verhalten hat Lauber einen international stark beachteten Fall in Gefahr gebracht: Den Fall Fifa.
Das alles erinnert mehr an eine Bananenrepublik als an einen Rechtsstaat. Kein Wunder muss sich Bundesanwaltschaft und somit die Schweiz damit abfinden, dass sie von der «Süddeutschen Zeitung» lächerlich gemacht wird. Es stellt sich die Frage: Darf Lauber das alles, was er sich im Fall Fifa erlaubt hat? Wohl kaum. Kommt hinzu, dass es zunehmend Zweifel an seinen Managementfähigkeiten gibt. «Lauber kommt viel netter rüber, als er ist», heisst es im Umfeld der Bundesanwaltschaft. Er hat in letzter Zeit drei, vier seiner Topermittler verloren. Unter anderem einen, der sich um die brasilianischen Korruptionsfälle gekümmert hat und dabei erfolgreich war. Es fragt sich, ob Lauber keine erfolgreichen Leute neben sich mag.
Mit seinem Verhalten hat Lauber einen international stark beachteten Fall in Gefahr gebracht: Den Fall Fifa. Wenn er wegen den Geheimtreffen für befangen erklärt wird, müssen all die 25 Verfahren, die im Fussball-Bereich laufen, einem ausserordentlichen Staatsanwalt übergeben werden. Das führt zu einem Zeitverlust, der Verfahren in die Verjährung gleiten lässt.
Das Schlimmste aber ist: Lauber ist erpressbar geworden. Wenn noch das Geringste auskommt, ist er weg. Das gibt den anderen Anwesenden bei den Geheimtreffen die Macht, ihn zu erpressen, und macht ihn in anderen Fällen verwundbar. Der Fall aus dem 1MDB-Komplex, den unser Recherchedesk ausgegraben hat, könnte der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
----------

Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
Michael Lauber ist als Bundesanwalt kaum mehr tragbar
Wenn die Treffen mit dem Fifa-Boss geschäftlicher Natur waren, dann war mindestens eine Person zu viel am Tisch.