Solarfirma vor NeustartMeyer Burger erleidet hohen Verlust, beendet aber Kurzarbeit
Das Halbjahresergebnis zeigt, wie nahe das Thuner Solarunternehmen vor der kürzlich erfolgten Kapitalerhöhung am Abgrund gestanden ist.

Meyer Burger verbucht für das erste Halbjahr 2020 einen happigen Verlust von 38,6 Millionen Franken. Dies nach einem Gewinn von 1,8 Millionen Franken im Vorjahressemester, einer der wenigen Perioden mit schwarzen Zahlen für das Thuner Solarunternehmen seit Beginn seiner Krise im Jahr 2012.
Die flüssigen Mittel betrugen per 30. Juni noch 38 Millionen Franken. Weil im September eine Anleihe über 26 Millionen Franken refinanziert werden muss, wurde die Luft dünn für die angeschlagene Gruppe. Doch bekanntlich haben die Aktionäre, angeführt vom Grossinvestor Petr Kondrashev, im Juli mit einer Kapitalerhöhung über 165 Millionen Franken einen Neustart ermöglicht.
Im zweiten Quartal 2021 soll die hauseigene Solarzellen- und Modulfertigung an den beiden ostdeutschen Standorten Bitterfeld-Wolfen und Freiberg beginnen. Statt vorab die global dominierenden chinesischen Solarunternehmen mit Produktionsmaschinen zu versorgen, will Meyer Burger selber technologisch führende Solaranlagen exklusiv fertigen.
Im bisherigen Maschinengeschäft erlitten die Thuner in der ersten Jahreshälfte einen weiteren Taucher, auch weil weite Teile der chinesischen Industrie infolge der Corona-Pandemie wochenlang lahmgelegt wurden. Der Auftragseingang brach um fast zwei Drittel auf 32,2 Millionen Franken ein. Der Umsatz hat sich mehr als halbiert von 122,6 auf 51 Millionen Franken.
Arbeitspensum wieder normal
Meyer Burger führte im April in Thun sowie an den Standorten Hauterive NE und im ostdeutschen Hohenstein-Ernstthal für weite Teile der Belegschaft Kurzarbeit ein. Ausgenommen waren Mitarbeiter, die mit strategisch zentralen Projekten oder dem geplanten Neustart betraut sind. Inzwischen habe die Kurzarbeit in der Schweiz aufgehoben werden können, sagte Unternehmenssprecher Andreas Durisch auf Anfrage. Auch die 50 Beschäftigten in Thun arbeiten somit wieder nach ihrem vollen Pensum.
Für die zweite Jahreshälfte macht Meyer Burger keine konkrete Prognose. Es dürfte aber eine weitere Durststrecke anstehen, bevor der Verkauf von Solarzellen und -modulen nächstes Jahr starten soll. Die Liquiditätssituation hat sich kürzlich aber nochmals entspannt, weil Meyer Burger die Tochtergesellschaft Muegge an die Beteiligungsgesellschaft HQ Equita verkauft. Der Cash-Zufluss aus der Transaktion beträgt rund 24 Millionen Franken.
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