«Mexiko ist verletzt und empört»
Der Staatschef von Mexiko, Enrique Peña Nieto, verlangt von seinem ägyptischen Amtskollegen eine «gründliche Untersuchung», weshalb acht Mexikaner sterben mussten.

Nach dem Tod von acht Mexikanern beim versehentlichen Beschuss einer Touristengruppe durch ägyptische Sicherheitskräfte dringt Mexiko auf Aufklärung. In einem Telefonat mit dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi forderte Mexikos Staatschef Enrique Peña Nieto am Dienstag eine gründliche Untersuchung des Vorfalls.
Seine Aussenministerin Claudia Ruiz Massieu traf Mittwochfrüh in Kairo ein, um Antworten von den ägyptischen Behörden zu erhalten. Peña Nieto habe in dem Gespräch mit al-Sisi «den Schmerz und die Empörung, die diese nie da gewesenen Ereignisse in der mexikanischen Gesellschaft ausgelöst haben», deutlich gemacht, teilte das Büro des mexikanischen Staatschefs in Mexiko-Stadt mit.
Er forderte demnach erneut eine «gründliche, schnelle und tiefgreifende Untersuchung» des Vorfalls, um die Verantwortlichen festzustellen. Al-Sisi habe sein «aufrichtigstes Beileid» über diesen «tragischen Vorfall» bekundet.
Ägypten verweigert Details
Ägyptische Polizisten und Soldaten hatten am Sonntag bei der Verfolgung von islamistischen Kämpfern in der Westlichen Wüste versehentlich einen Konvoi von mexikanischen Touristen beschossen, die in ägyptischer Begleitung waren. Bei dem Beschuss wurden nach Angaben der ägyptischen Behörden insgesamt zwölf Menschen getötet und zehn weitere verletzt. Von den mexikanischen Touristen starben acht, die übrigen sechs Mexikaner wurden verletzt und wurden am Dienstag weiter im Krankenhaus behandelt. Sie waren aber nicht in Lebensgefahr.
Die ägyptische Regierung verweigerte bislang detaillierte Auskünfte über den Vorfall. Sie erklärte lediglich, die Touristen seien «irrtümlich» angegriffen worden. Sie hätten sich in einem für Ausländer verbotenem Gebiet aufgehalten. Überlebende berichteten laut mexikanischen Diplomaten, sie seien von einem Flugzeug und Hubschraubern bombardiert worden. Eine Stellungnahme der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) legte nahe, dass der Militäreinsatz ihr galt.
Aussenministerin besucht Verletzte
Die mexikanische Aussenministerin Ruiz Massieu traf am frühen Mittwochmorgen in Kairo ein. Sie wollte sich dort mit Regierungsvertretern treffen, um Antworten zu den Hintergründen des Vorfalls zu erhalten. Wie ein mitreisender hochrangiger Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP sagte, stand für Mittwoch ausserdem der Besuch eines Krankenhauses in einem Kairoer Vorort auf ihrem Programm, in dem die sechs verletzten Mexikaner behandelt werden. Begleitet wurde Ruiz Massieu von Angehörigen der mexikanischen Todesopfer.
Der Chef des ägyptischen Fremdenführerverbandes, Hassan al-Nahla, erklärte, die Touristengruppe habe alle geforderten Genehmigungen erhalten und sei mit einer Polizeieskorte aus Kairo in die rund 350 Kilometer entfernte Oase Baharija gefahren. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sie sich 80 Kilometer vom Hotel entfernt aufgehalten, um in der Wüste zu Mittag zu essen.
Im ägyptischen Fernsehen sagte al-Nahla, offenbar habe fehlende Koordinierung zwischen dem Tourismusministerium und den Sicherheitsbehörden zu dem tragischen Vorfall geführt. «Wenn das Militär Terroristen verfolgt, warum werden die Behörden, die (Besuchs-)Genehmigungen ausstellen, nicht verständigt?», kritisierte der Verbandschef.
Weiterer Schlag für den Tourismus
Der Angriff auf die Reisegruppe droht dem für Ägyptens Wirtschaft so wichtigen Tourismus zu schaden. Die Unruhen der vergangenen Jahre haben die Zahl der Touristen in Ägypten bereits von rund 15 Millionen im Jahr 2010 auf rund zehn Millionen 2014 zurückgehen lassen.
Die Westliche Wüste ist wegen ihrer Oasen und Gesteinsformationen ein beliebtes Touristenziel, aber auch ein Rückzugsort für militante Extremisten. Im August 2014 wurde in dem Gebiet ein US-Bürger getötet, im Juli wurde ein Kroate entführt. Der IS bekannte sich zu dem Mord an dem US-Bürger und hat nach eigenen Angaben den Kroaten enthauptet. Westliche Länder warnen ihre Bürger daher seit Monaten vor nicht notwendigen Reisen in das Gebiet.
AFP/chk
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