Börsengang trotz Corona-KriseMetall Zug wird bernischer
Die traditionsreiche Industriegruppe steht neu eher für Köniz und Thun als für Zug.

Der Haushaltgeräte-Hersteller V-Zug geht trotz der Unsicherheiten wegen der Corona-Krise an die Börse. Er wird von der bisherigen Muttergesellschaft Metall Zug abgespalten. Die Aktionäre haben diesem Plan an der Generalversammlung zugestimmt. Sie erhalten für bisherige Metall-Zug-Aktien neue Aktien an V-Zug.
Mit diesem Schritt verändert sich der Fokus von Metall Zug stark; nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens, das als Metallwerk in Zug gross geworden war. Jetzt wird die Gruppe bernischer, haben doch zwei von drei verbleibenden Tochterfirmen ihren Sitz im Kanton.
Schleuniger und Haag-Streit
Da ist erstens die Thuner Schleuniger Holding, die spezialisiert ist auf Technologien für die Kabelverarbeitungs- und Prüfindustrie. Und zweitens gehört seit Ende 2017 die Medizingeräte-Herstellerin Haag-Streit mit Sitz in Köniz mehrheitlich zu Metall Zug. Drittes Standbein ist Belimed, ein auf Desinfektionsanlagen für die Pharmaindustrie spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Zug und einem Werk in Sulgen TG.
Die drei Töchter sind ähnlich gross mit einem Umsatz im Bereich von je 200 Millionen Franken. V-Zug alleine kommt auf knapp 600 Millionen. Schleuniger und Haag-Streit erwirtschaften schwarze Zahlen, während Belimed längere Zeit Verluste schrieb und letztes Jahr mit den Apparaten für Sterilisierung immerhin ein ausgeglichenes Ergebnis schaffte.
Warum die Abspaltung? V-Zug sei gewachsen und nun reif dazu, um als eigenständiges, börsenkotiertes Unternehmen die Marke weiter zu stärken. Auch könne es so strategische Möglichkeiten flexibler nutzen, sagt der Verwaltungsratspräsident von Metall Zug, Martin Wipfli. Der erste Handelstag der V-Zug-Aktien an der Schweizer Börse ist für den 25. Juni geplant.
Mitgift für Tochterfirma
Metall Zug beteiligt sich mit 30 Prozent an V-Zug und schiesst dazu per Kapitalerhöhung 110 Millionen Franken in bar ein. Das Geld soll Übernahmen und den weiteren Ausbau des Geschäfts ermöglichen. Umgekehrt könne Metall Zug von dem erwarteten Anstieg des Aktionärswertes der V-Zug profitieren. Die Grosssaktionärin von Metall Zug, die Familie Buhofer, will nach eigenen Aussagen langfristig in beiden Gesellschaften investiert bleiben.
Die Zukunftsszenarien für Metall Zug werden zwar nicht gerade euphorisch, aber zuversichtlich umschrieben. Die Wachstumschancen in ihren beiden Hauptmärkten Medizinaltechnik (Haag-Streit und Belimed) sowie Kabelverarbeitung (Schleuniger) sind demnach überdurchschnittlich gut.
Julian Witschi ist Wirtschaftsjournalist im Ressort Bern. Er hat über 20 Jahre Berufserfahrung und wurde mit einem Swiss Press Award ausgezeichnet.
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