Menuhin Festival: Talente überzeugen mit Technik und Klang
gstaadDie Menuhin School London trat gemeinsam mit den beiden jungen Violinisten Valeriy Sokolov und Charlie Siem beim Menuhin Festival auf. Die Jugendlichen überzeugten mit bemerkenswerter Technik, sattem Klang und grosser Energie.
Den musikalischen Nachwuchs zu fördern, war Yehudi Menuhin (1916–1999) stets ein grosses Anliegen. Ein zentraler Aspekt des 1957 von ihm gegründeten Musikfestivals im Saanenland war denn auch von Beginn weg, jungen Talenten eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. 1963 rief er mit der Menuhin School in London gar eine Bildungsinstitution ins Leben, die eine intensive musikalische Förderung hochbegabter Jugendlicher mit der normalen Schule vereinbar macht. Alle zwei Jahre ist die Menuhin School London beim Menuhin Festival Gstaad zu Gast. So auch am vergangenen Samstagabend wieder: Gemeinsam mit den Violinisten Valeriy Sokolov (*1986) und Charlie Siem trat sie unter der Leitung von Malcolm Singer in der nicht ganz vollen Kirche Saanen auf. Unter dem Titel «Menuhin's Heritage II – Der Tod und das Mädchen» begeisterten die rund 25 Schüler zwischen 12 und 18 Jahren das Publikum mit ihrem erstaunlichen Können und ihrer jugendlichen Energie. Intensiver, saftiger Klang Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Konzert für zwei Violinen in d-Moll kam rassig und mit viel Schwung daher. Sowohl die Solisten als auch das Orchester spielten sehr rein und rhythmisch exakt. Insgesamt war die Interpretation aber etwas gar zackig, es fehlte ihr das letzte bisschen dieser barocken Leichtigkeit und Eleganz. Im zweiten Satz begleitete das Orchester die zarten Melodien der Solisten wunderbar zurückhaltend und sehr aufmerksam. Während Sokolov es verstand, aus feinen Tönen lange Bögen zu spinnen, waren Siems Strich und sein Vibrato jedoch eine Spur zu unruhig, und er spielte eher zu laut. Das folgende Stück kam dem jugendlichen Alter der Aufführenden mehr entgegen: Im 1962 komponierten Konzert für zwei Violinen von Malcolm Arnold (1921–2006) konnten Sokolov und Siem ihre hervorragenden technischen Fähigkeiten und einen intensiven, saftigen Klang demonstrieren. Auch der Klang des Orchesters war voll und satt und in den Registern sehr kompakt. Gewaltig und sanft zugleich Äusserst packend, energiegeladen und mit viel Leidenschaft spielte die Menuhin School nach der Pause das Streichquartett «Der Tod und das Mädchen» in d-Moll von Franz Schubert (1797–1828) in einer gelungenen Version für Streichorchester von Gustav Mahler. Die starken Gegensätze laut und gewalttätig versus leise und sanft zu Beginn des ersten Satzes strichen die Jugendlichen sehr deutlich heraus, und die herzzerreissenden Themen im zweiten Satz interpretierten sie (teilweise in Quartettbesetzung) mit viel Gefühl. In den schnellen Sätzen drei und vier wurden sie schliesslich fast etwas übermütig, was zur Folge hatte, dass das Ensemble nicht immer ganz zusammen war. Dies schmälerte ihre Leistung aber keineswegs, die freigesetzte Energie riss die Zuhörenden mit. Der kräftige Applaus wurde leider mit keiner Zugabe belohnt. Das Publikum musste sich mit einem Hinweis auf ein Konzert am Sonntag zufriedengeben. Miriam Schild>
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