Super League: FCZ – Lausanne 2:2Der Meister kommt im Schongang zum Remis gegen den Letzten
Der FC Zürich sichert sich in letzter Minute einen Punkt – ihm fehlt die Vehemenz, die ihn zum Meister machte.

Ganz kurz macht der Meister ernst. Das ist, als die zweite Halbzeit beginnt. So ganz einfach hergeben will André Breitenreiter diese Partie nämlich nicht, in der es zu diesem Zeitpunkt 1:0 für Lausanne steht. Darum bringt der FCZ-Trainer Adrian Guerrero. Er bringt Ousmane Doumbia. Und er bringt Assan Ceesay. Erfolgsgaranten dieser Saison.
Ceesay braucht keine Minute, um erstmals allein vor Lausanne-Goalie Thomas Castella aufzutauchen. Noch vergibt er. Zehn Minuten später aber klappt Altbewährtes: Flanke Marchesano, Kopfball Ceesay. Für Marchesano ist es der sechste Assist der Saison, alle verwertete Ceesay. Das 1:1 ist ein eindrückliches Beispiel dafür, was dieser FCZ kann, wenn er denn will.
Ganz von selbst läuft aber auch mit den drei eingewechselten Meistermachern nicht alles. Guerrero verursacht einen streng gepfiffenen Penalty, den Kukuruzovic verwandelt. Kurz darauf wird Wilfried Gnontos schöner Ausgleich aberkannt, weil Doumbia den Ball mit der Hand gespielt hat. Darum wechselt Breitenreiter jetzt auch noch Blerim Dzemaili ein. Am Personal soll es also nicht liegen.
Nein, dass der FCZ in dieser Partie gegen den Tabellenletzten nur einen Punkt holt, liegt daran, dass er im Schongang antritt. Lange will sich keiner so richtig gegen die drohende Niederlage stemmen, es wäre die sechste der Saison gewesen. Erst in der Nachspielzeit kommen die Zürcher zum Ausgleich, Marchesano, neuerdings blond, trifft. Diesmal bereitet Ceesay das Tor vor, so einfach kann das sein.
Breitenreiters B-Team
Es ist das Ende einer Partie, in der es nie um viel geht. Das zeigen nur schon die Namen der Spieler, die Breitenreiter einwechselt. Sein Team ist Meister, der Gegner aus Lausanne ist der Absteiger. Breitenreiter verzichtet auch auf Yanick Brecher und Nikola Boranijasevic. Mirlind Kryeziu, eine der grossen Figuren dieses Titels, ist nicht einmal im Aufgebot, auch Aiyegun Tosin fehlt.
Abgesehen von den kurzen Druckphasen, in denen die Tore fallen, ist im Spiel zudem nie die Vehemenz, die den FC Zürich zum Meister machte. Die Gegenwehr beim 0:1 der Gäste, Stürmer Koyalipou trifft, hält sich in Grenzen. Und auch sonst sind die Spieler des FCZ in dieser Saison verlorenen Bällen schon energischer nachgerannt. Auch die eigenen Angriffe wurden zielstrebiger gespielt.
Auf dem Platz stehen die Spieler, die in dieser Meistersaison nicht die ganz grossen Geschichten schrieben. Goalie Zivko Kostadinovic zum Beispiel. Schon in den ersten zwei Minuten muss er zweimal gegen Koyalipou eingreifen, er nutzt diese Chancen, um zu glänzen. Der 30-Jährige ist seit zwei Jahren beim FCZ, dies ist sein vierter Einsatz, der erste in der Liga. Bei den Toren kann er nichts ausrichten.
Oder da ist Stephan Seiler, ein 21-jähriger Schweizer mit brasilianischen Wurzeln, der in dieser Saison erst fünfmal spielte. Marc Hornschuh, der zwar 23-mal im Einsatz war, aber nur einmal von Beginn an. Ante Coric, einst ein Wunderkind des kroatischen Fussballs, der immer auf der Suche nach dem Traumpass ist. Akaki Gogia, der in diesem Kalenderjahr auf ganze 38 Minuten Spielzeit kommt, auch wegen einer Fussverletzung.
Meisterlich ist an diesem Abend höchstens die Südkurve, die gerappelt voll ist, um ihre Helden wieder im Letzigrund spielen zu sehen.
Der FCZ sicherte sich den Titel in Basel, danach spielte er in St. Gallen. Triumphal ist die Rückkehr in das heimische Stadion gegen Lausanne nicht. Aber wer fünf Runden vor Schluss und erstmals nach 13 Jahren wieder Meister wird, den braucht das nicht zu kümmern.
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