Mein Name ist… Schleiereule
In der Rubrik «Mein Name ist ...» stellen wir jeden Tag ein Tier vor, das in oder an der Aare lebt.

Was ihr Menschen euch nicht alles zusammengereimt habt zu uns Eulen! Und besonders zu uns Schleiereulen, weil wir oft sehr nahe bei euch wohnen, im Dachstock einer Scheune in der Nähe der Aare zum Beispiel. Weise sei ich, so sagt ihr – das mag meinetwegen stimmen.
Aber ihr behauptet auch, mein Rufen künde den Tod an. Oder ich sei ein dämonischer Vogel, ein Hexenbote. Das sind alles haltlose Unterstellungen. Nur, weil ich nachts unterwegs bin und zische und schnarche, heisst das nicht, dass ich böse bin. Das Märchen «Die Eule» der Brüder Grimm bringts auf den Punkt: Darin fackeln Dorfbewohner eine Scheune ab, weil sie Angst vor einer Eule haben. Dabei hatte die sich doch nur dort versteckt, weil sie selbst Angst vor anderen Vögeln hatte.

Eigentlich müsstet ihr mich ja als Vogel der Liebe bezeichnen. Ich kenne jedenfalls kein anderes Tier, dessen Gesicht die Form eines Herzens hat. Meinem weissen Gesichtsschleier verdanke ich auch meinen Namen. Ausserdem segle ich mit meiner Spannweite von etwa 90 Zentimetern lautlos in der Dunkelheit heran.
Gilt das nicht auch manchmal für die Liebe, die einen plötzlich überrascht, weil sie schon immer da war, ohne dass man sie wahrgenommen hat? Aber ihr interpretiert meinen Flug ja lieber als gespenstisch. Wobei ich zugeben muss: Die Mäuse, die ich jage, finden es wahrscheinlich auch nicht besonders romantisch, wenn ich plötzlich da bin.
Selber bin ich in der Liebe übrigens recht spendabel, lege mich aber nicht gerne fest. Wenn ich mich mit mehreren Partnern paaren kann, packe ich diese Gelegenheit beim Schopf. Obschon ich sonst eher eine Einzelgängerin bin. Es ist auch wichtig, dass ich mich möglichst eifrig vermehre. Denn ich gelte als potenziell gefährdet. Unter anderem, weil ihr im Ackerbau Pestizide einsetzt, die meinen Beutetieren und somit mir zusetzen. Nicht sehr weise, finde ich.
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