Radquer als LeidenschaftMehr Motivation, aber nicht mehr Geld
Die Bernerin Zina Barhoumi ist Schweizer Meisterin im Radquer. Am Heimrennen im Freibad Weyermannshaus erreicht sie den 11. Platz.

Das internationale Starterfeld am Rennen der EKZ-Cross-Tour ist bunt gemischt. Eine Fahrerin fällt beim genauen Betrachten indes sofort auf. Zina Barhoumi fährt in einem knallroten Trikot mit Schweizer Kreuz. Das wird ihr vom nationalen Verband vorgeschrieben, schliesslich ist sie im vergangenen Januar erstmals Schweizer Meisterin geworden. Damals stellte sie der Titel vor Probleme. Da sie ein eigenes Team bildet, musste sie auf eigene Rechnung neue Rennkleider mit dem Schweizer Kreuz herstellen lassen. «Mein Ausrüster hat mir letztlich das Set offeriert, wofür ich sehr dankbar bin», erzählt Barhoumi. Denn eines hält die 24-jährige Bernerin fest: «Der Schweizer-Meister-Titel zahlt sich für mich finanziell nicht aus.» Sie sei schon nur froh, dass sie Sponsoren gefunden habe, die sie mehrheitlich mit Material ausrüsten würden. Finanziell helfen die Eltern. «Natürlich habe ich mir auch selber etwas erspart.»
Das Arbeitspensum hat die Innendekorateurin mittlerweile wieder von 60 auf 40 Prozent reduziert. Denn sie ist überzeugt, dass sie ihre Leistungsgrenze «noch lange» nicht erreicht hat. Ihre Leidenschaft für den Sport im Schlamm ist ungebrochen. Barhoumi trainiert nach den Plänen von Mountainbike-Nationalcoach Bruno Diethelm. Ihre messbaren Daten werden stetig besser. «Ich merke zudem selber, dass ich technisch immer stärker fahre.» Darauf legte sie auch ihr Augenmerk beim Rundkurs im «Weierli». «Als ich spürte, dass ich die Gruppe vor mir nicht einholen konnte, konzentrierte ich mich darauf, in den technischen Passagen nicht noch durch Fehler unnötig Zeit zu verlieren.» Das Vorhaben gelang. «Ich wäre zwar gerne in die Top 10 gefahren, bin aber bei dieser starken internationalen Konkurrenz auch mit dem 11. Platz durchaus zufrieden», resümierte sie.

Spontanität gefragt
Ursprünglich war Barhoumis Plan gewesen, für die Saison 2020 Unterschlupf in einem ausländischen Team zu finden. Schliesslich sah der Rennkalender viel mehr Weltcuprennen vor als früher. Da diese mehrheitlich in Belgien und Holland stattfinden, wäre es logistisch in einer Equipe einfacher. «Doch mit Corona hat sich alles verändert», sagt Barhoumi. «Letztlich habe ich mit anderen Schweizern vorgesehen, phasenweise in Belgien eine Wohnung zu mieten, und von dort die Rennen zu besuchen.» Ihr Arbeitgeber in Belp wäre ihr entgegengekommen. Doch wegen der Pandemie ist vieles abgesagt oder verschoben worden. Der Weltverband arbeitet an einem neuen Kalender. Der Weltcup dürfte nicht vor Ende November beginnen. Unklar ist auch, ob in drei Wochen die EM in Holland durchgeführt werden kann. «Ich Moment bleibt nichts anderes übrig, als spontan zu bleiben und sich an jedem Rennen zu freuen, das man bestreiten kann.» Dazu zählt Barhoumi auch die Schweizer Meisterschaft im kommenden Januar in Hittnau. Denn auch wenn das Schweizer Kreuz auf dem Dress keinen Geldsegen einbringt, ist für die Bernerin klar: «Ich möchte den Titel unbedingt verteidigen. Dieses Trikot zu haben, ist ist eine grosse Ehre und verleiht mir eine zusätzliche Motivation.»

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