Mehr Frauen wollen ihre Gene testen lassen
Gentests versprechen, das durch die Antibabypille erhöhte Thromboserisiko zu senken. Bewerben und Nutzen der Tests sind jedoch heftig umstritten.

Spätestens seit dem Fall Céline ist die Allgemeinheit über das mögliche Thromboserisiko bei Einnahme der Antibabypille informiert. Die damals 16-jährige Schweizerin erlitt 2008 nach zwei Monaten Einnahme der Pille Yasmin eine Lungenembolie und ist seither schwerstbehindert. Sie kann weder gehen noch essen oder sprechen. Thrombosen sind gefährlich und können im Extremfall tödlich sein. Eine Klage gegen den Pharmakonzern Bayer, der Yasmin vertreibt, blieb erfolglos. Eine Kausalität zwischen Pille und Behinderung konnte nicht zweifelsfrei belegt werden.
Das Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, ist zudem genetisch bedingt und kann sowohl Männer als auch Frauen treffen. Doch die Einnahme der Antibabypille erhöht die Gefahr um ein Vielfaches. Fälle wie denjenigen von Céline gibt es mehrere. Daher nimmt die Angst vieler Patientinnen zu, selbst mal davon betroffen zu sein. Und immer mehr verlangen von ihrem Arzt einen Gentest, der sie auf das individuelle Risiko testet, wie SRF berichtet.
Erkrankungen durch Tests reduzieren
Progenom ist ein Hersteller solcher Tests. Laut dem Unternehmen könne die Zahl der Erkrankungen stark eingeschränkt werden, indem Frauen, die die Pille einnehmen, sich einem solchen Test unterziehen. Die Kosten belaufen sich auf circa 200 Franken, die von den Patienten selbst bezahlt werden müssen.
Die erhöhte Nachfrage geht laut Sabina Gallati, Professorin für Humangenetik und Präsidentin der Expertenkommission für den Bund, einher mit dem Verdacht, dass die Hersteller der Tests zunehmend starken Druck auf die Ärzte ausüben: «Wir befürchten, dass die Zahl der Tests massiv zunehmen wird.»
Geldmacherei und Druck auf Ärzte?
Sie prangert die Praxis der Unternehmen an, die Tests bei Ärzten aktiv zu bewerben. Es sei erwiesen, dass jene Ärzte, bei denen die Werbung gut angekommen sei, insgesamt positiver gegenüber Gentests eingestellt seien. Diesen Vorwurf verneint Progenom. «Wir üben überhaupt keinen Druck auf die Ärzte aus», so COO Andreas Limacher. So würden sie sich auf die Vergabe von Informationsbroschüren beschränken.
Gallati zeigt sich gleichwohl besorgt: «Uns geht es darum, dass keine sinnlosen Gentests durchgeführt werden, bei denen es nur darum geht, dass ein Unternehmen Geld machen kann.» Sie bezweifelt zudem nicht nur, dass die Frauenärzte die erforderlichen Kenntnisse zur Durchführung der Tests aufbringen, sondern setzt auch hinter die Zuverlässigkeit der Resultate ein Fragezeichen: «Ein Gentest kann falsche Sicherheiten oder falsche Ängste auslösen.» Auch wenn der Test bei einer Patientin kein Risiko feststelle, sei sie durch dieses Ergebnis noch nicht geschützt und könne trotzdem an einer Thrombose erkranken.
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