Martina Clavadetscher bei Bühnen BernHier wird der Kinderwunsch zum Albtraum
Frauen dürfen hier auf keinen Fall gebären: «Bestien, wir Bestien» zeigt eine gleichermassen befreiende wie düstere Zukunft. Doch sie bleibt zu weit weg von der Gegenwart.

Es gilt die Dreitagewoche: keine quengelnden Kinder weit und breit, das Patriarchat scheint abgeschafft, und ein ausnahmslos weibliches Kollektiv sorgt füreinander. «Empfängnisfrei, geburtsfrei, kinderfrei» lautet der Slogan dieser Weltordnung. Was erst klingt wie eine feministische Zukunftsvision, entwickelt sich bald schon zur Dystopie.
Wir sind schliesslich in einem Theaterstück von Martina Clavadetscher. Die Schwyzer Autorin hat eine Vorliebe für düstere Zukunftsszenarien. Überwachung war das Thema ihres Debütromans «Knochenlieder»; «Die Erfindung des Ungehorsams», Schweizer Buchpreis 2021, thematisiert die Vermischung von künstlicher Intelligenz und Mensch. Bei «Bestien, wir Bestien», einer Auftragsarbeit für Bühnen Bern, steht nun die menschliche Fortpflanzung im Zentrum.
Die Bühne ist von einem netzartigen Geflecht überzogen, prädestiniert für Verhedderungen und Stolperfallen und in blaues Licht gehüllt (Bühnenbild: Ute Radler). «Kolonie» nennen die Bewohnerinnen nicht gerade liebevoll ihren Lebensraum.