SchlageretteMeh gschnurret als gjasset? Aber nein.
Wer im «Donnschtig-Jass» auftreten darf, hat es geschafft. Und wer den Titelsong schreibt, ist so etwas wie ein König. Wir haben mit dem amtierenden gesprochen.

In der Schweizer Musikszene ist es ja so: Wer im «Donnschtig-Jass» von SRF auftritt, hat es geschafft. Die Jasssendung tourte diesen Sommer nicht wie gewohnt durch die Schweiz, sondern wurde an einem fixen Standort produziert – auf dem Ballenberg.
Oesch’s die Dritten, Luca Hänni, Sina und Marc Sway waren da. Die Büetzer Buebe, Gotthard, Marianne Cathomen und der Männerchor Heimweh auch. Für die finale Folge 7 nächste Woche sind Beatrice Egli und Komiker Jonny Fischer angekündigt.
Ein roter Faden bezüglich Genres wie Schlager, Volksmusik oder Pop ist nicht auszumachen, weil Genres keine Rolle spielen an dieser, äh, Klamaukveranstaltung, in der es nur am Rande ums Jassen geht. Jasskönig ist demnach, wer den Titelsong liefern darf. In dieser Staffel heisst dieser «Härz isch Trumpf». Das lüpfige Lied, das zu Beginn, während und am Ende jeder Sommersendung eingespielt wird, gibt es überhaupt nur, weil anno 2019 in Zug auch ein König gekrönt wurde – ein Schwingerkönig (Stucki Christian, wenn wir uns richtig erinnern).
An jenem Grossanlass spielte auf einer Nebenbühne die Stubete Gäng. Gerade erst gegründet und mit Heimvorteil Zug hatte die Kombo ein Riesengaudi, was wiederum den Leuten von SRF positiv auffiel. Also durften Aurel und Moritz Hassler, die unter anderem mit Vater und Örgelilegende Hans Hassler auftreten, ein Jasslied schreiben. Das ähnlich klingt wie ihre beiden Hits, «Petra Sturzenegger» und «Göschene–Airolo», nämlich so, als ob es nur eine Mission zu erfüllen hätte: sich im Kopf festsetzen. Böse Spielerzungen würden zu diesem auf Ohrwurm getrimmten Liedlein sagen: «Meh gschnurret als gjasset.»
Ist nun also die Stubete Gäng eine Ansammlung von lauter Assen, oder sind die Innerschweizer einfach sehr gekonnte Hitschreiber? «Es gibt kein Rezept für Ohrwürmer. Das ist die Magie der Musik», sagt der Sänger Aurel Hassler dazu. Sie würden ihre Songs zu dritt schreiben, er, sein Bruder und Georg Schlunegger von der Produktionsfirma Hitmill, und allen sei die Liebe zur Sprache und die Liebe zur Musik gemein.
Hassler spricht viel von Liebe während dieses Gesprächs (das so lange dauert, dass wir beschliessen, es ein andermal fortzuführen), und von phonologischen Schleifen, die etwas mit Ohrwürmern zu tun haben und ein bisschen auch davon, wie sie die Stubete neu erfinden wollen. Die Stubete Gäng, ein Team von insgesamt fünfzehn Leuten, liebt es nicht nur, Stilrichtungen zu mischen (ihren Sound nennen sie «Örbn Ländler», ein Ausdruck, der zum Gauditum, das sie verbreiten, wunderbar passt. Und im neusten Song sind Hip-Hop-Elemente auszumachen). Sondern eben auch Wortspiele.
Wobei Aurel mit «Härz isch Trumpf» wohl nicht den Bergpreis herausjassen würde, um im Jargon zu bleiben – er spielt lieber mit den deutschen Karten (»Dütschschwizer Brägel», sagt er) und musste erst lernen, mit Herz und Co. umzugehen.
Na dann. Wir bedanken uns jedenfalls – zusammen mit der «Donnschtig-Jass»-Gemeinde.
Die letzte Folge «Donnschtig-Jass 2020» wird am 13. August auf SRF 1 ausgestrahlt (als «Jasskönig» tritt auch die Stubete Gäng auf). Das neue Album «Dunne mit de Gäng» erscheint einen Tag später. Nächste Auftritte u.a. am 4. September am Hueb-Fest in Frauenkappelen.
Nina Kobelt ist Kulinarik-Redaktorin. Seit 1999 schreibt sie hauptsächlich über die schönen Seiten des Lebens – das sind neben Essen und Trinken auch Kultur und Reisen. Sie ist ausserdem Autorin eines Reiseführers, Begründerin eines Musikblogs und Literatur-Podcasterin.
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