Konvoi nach kanadischem VorbildPolizei lässt Massnahmengegner nicht in Berner Innenstadt fahren
Fahrzeuge aus der ganzen Schweiz wollten am Montagnachmittag in die Bundesstadt einfahren und die Strassen versperren. Die Polizei sperrte Brücken und Zugangsstrassen.
Eine Gruppe von Massnahmenkritikern wollte am Montagnachmittag die Bundesstadt blockieren. In der Telegram-Gruppe «Convoy Switzerland», die etwas mehr als tausend Follower hat, wurde zu Fahrzeug-Konvois nach Bern aufgerufen. Autos, Lastwagen und Wohnmobile aus der ganzen Schweiz sollten um 16 Uhr in Bern eintreffen und die Strassen versperren.
Die Polizei wusste dies mit einem grossen Aufgebot weitestgehend zu verhindern. Die Einsatzkräfte sperrten neben dem Bundesplatz auch Brücken und Zugangsstrassen in die Stadt ab. Vereinzelt kontrollierten sie Fahrzeuginsassen und sprachen Wegweisungen aus – dies unter anderem auf der Höhe Grauholz, beim Bärengraben oder bei der Autobahnausfahrt Wankdorf.
Fantasien von wochenlanger Besetzung
In der Walkie-Talkie-App «Zello» koordinierten die verschiedenen Konvois aus der ganzen Schweiz ihre Ankunft. Prominenter Mitkoordinator war übrigens auch «Massvoll»-Gründer Nicolas A. Rimoldi. Leute aus Thun, Zug, Basel, Genf, Zürich oder der Westschweiz reisten mit 80 km/h über die Autobahnen an – absichtlich gemächlich, um den Verkehr zu behindern. Es waren insgesamt über 200 Fahrzeuge, wie die Kantonspolizei Bern am Abend mitteilte.
Ziel des Konvois war der Bundesplatz. In den sozialen Medien wurde gar davon fantasiert, diesen für eine ganze Woche zu besetzen. Am Sonntag wäre man dann gemeinsam nach Brüssel weitergefahren, wo sich am 14. Februar erneut Menschen zu Massenprotesten treffen wollen.
Wie die «Aargauer Zeitung» berichtete, zogen schätzungsweise zwischen 200 und 300 Massnahmengegnerinnen und -gegner nach dem Demonstrationsversuch in Bern am Abend nach Aarau weiter. Dort formierten sie sich zu Fuss zu einem Umzug durch die Stadt.
Unbewilligte Aktion
Die Aktion sorgte rund um die Innenstadt für Verkehrsbehinderungen, auch im öffentlichen Verkehr. Bernmobil etwa musste die Buslinien 10 und 19 via Bärenplatz umleiten.
Einige Massnahmenkritikerinnen und -kritiker befanden sich kurz vor 16.30 Uhr bereits zu Fuss auf dem Bundesplatz. Zeitweise versammelten sich dort um die 150 Menschen. Gegen 18 Uhr begann die Polizei dann damit, Leute wegzuweisen. Neun Personen wurden abgeführt und müssen mit einer Anzeige rechnen.
Die Stadt Bern hatte Kenntnis vom Aufruf zum Protest-Konvoi und stand in Kontakt mit der Berner Kantonspolizei, wie Sicherheitsdirektor Reto Nause (die Mitte) am Nachmittag sagte. Eine Bewilligung hatten die Massnahmengegnerinnen und -Gegner für ihre Aktion nicht eingeholt.
Protestierende wollen friedlich bleiben
Die Forderungen der Gruppierung sind altbekannt: Sofortige Abschaffung der Corona-Massnahmen, Aufhebung des Zertifikats und des «unrechtmässigen, ungerechtfertigten Notstands». Man wolle dabei friedlich bleiben, betonten die Organisatoren auf Telegram.
Die Idee zu dieser Form des Protestes dürfte aus Kanada stammen. Dort blockieren mehr als hundert Lastwagenfahrer seit über einer Woche den Regierungsbezirk in der Hauptstadt Ottawa. Die kanadische Polizei ist überfordert. Deren Chef gibt an, dass für eine Räumung zehntausende Einsatzkräfte nötig wären.

Die Kundgebung war das jüngste Kapitel in einer Reihe von Protesten, die in der Bundesstadt seit Monaten stattfinden. Zuletzt sorgte die Demonstration vom 22. Januar für Aufsehen, als sich eine Gruppe Rechtsextremer an die Spitze des Demozuges setzte. Auch am vergangenen Samstag hatten rund 150 Massnahmengegner in Bern protestiert. Dabei war es zu einem kurzen Handgemenge mit antifaschistischen Gegendemonstranten gekommen. Auf rechtsextreme Demonstrierende habe es aber vergangene Woche keine Hinweise gegeben, wie die Polizei auf Anfrage sagte.
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