«Maria Lauber hätte sicher Freude»
frutigenVolles Haus in der Alten Mühle: «E frutigdütsche Aabe» mit Ueli Schmid, Trummer & Nadja Stoller sowie Steff, Stülpe & Chlous stiess auf so grosses Interesse, dass die Kulturgutstiftung Frutigland den Anlass am 2.Februar wiederholt.
Der Kulturraum in der Alten Mühle war bereits eine Viertelstunde vor dem offiziellen Programmbeginn proppenvoll. Ein bunt durchmischtes Publikum, Jung und Alt, hatte sich von der vielversprechenden Werbung anziehen lassen. Ganz im Zeichen der Frutiger Mundartikone Maria Lauber stand es, das Programm zu diesem «frutigdütsche Aabe». Statt einer gewöhnlichen Lesung hatte die Kulturgutstiftung Frutigland, die den Nachlass Laubers betreut, aber ein frutigdeutsches Potpourri organisiert und dafür nebst dem Schriftsteller Ueli Schmid auch junge Musiker aus dem Tal gewinnen können. Eine Mischung, die auf Interesse stiess, wie der Andrang auf die Alte Mühle bewies. Zwischen Fern- und Heimweh Urs Gilgien von der Kulturgutstiftung wies auf Gemeinsamkeiten zwischen Maria Lauber und den auftretenden Künstlern hin. Sie alle hätten längere Zeit im Ausland verbracht. Sie alle seien ins Tal zurückgekehrt mit Eindrücken, die sie kreativ auszudrücken versuchten. «Und sie alle sind im Spannungsfeld zwischen Fernweh und Heimweh gestanden», sagte Gilgien, in einem Spannungsfeld, das offensichtlich viel kreatives Potenzial berge. Den Einstieg machten der Frutiger Singer und Songwriter Trummer (Christoph Trummer) gemeinsam mit Nadja Stoller, einer Musikerin mit Frutiger Wurzeln. Die beiden haben acht Gedichte aus Maria Laubers Feder in Liedform umgegossen. Ein Vorhaben, das leicht in die Hosen gehen könnte. Dem Duo ist aber ein eingänglicher Wurf gelungen: Die moderne Musik verträgt sich bestens mit Laubers Gedichten, Trummers musikalische Melancholie scheint wie geschaffen für Laubers oftmals sentimentale Texte. «Ich werde oft gefragt, wieso fast alle meiner Lieder so traurig sind», meinte Trummer schmunzelnd, «heute kann ich aber nichts dafür, die Texte stammen ja nicht von mir». Mit Stephan Imobersteg hat sich ein weiterer umtriebiger Musiker aus Frutigen an Laubers Gedichte herangewagt. Er, der eher aus der Blues- und Folk-Ecke kommt, hat zwei Gedichte musikalisch umgesetzt – völlig anders als Trummer, aber nicht weniger gut. Zusammen mit Chlous (Klaus Teuscher) am Keyboard und Stülpä (Reto Stoller) am Schwyzerörgeli verpasste er Laubers Texten einen leichten Country-Anstrich, der den Gedichten durchaus gut ansteht: erfrischend und lüpfig. Nostalgische Geschichten Auch eine klassische Lesung war Teil des Programms. Hierzu hatte sich der Frutiger Schriftsteller Ueli Schmid mit seinem urchigen Frutigdeutsch gewinnen lassen. Gekonnt trug er Gedichte und Kurzgeschichten vor und liess durchblicken, dass Maria Lauber nicht nur Wehmütiges, sondern auch Humorvolles zu Papier gebracht hat. Geschickt erweckte er Szenen aus Laubers bäuerlichem Alltag zum Leben und nahm das Publikum auf eine Reise mit in ein Frutigen, in dem noch Zündhölzer produziert wurden und Neat, Tropenhaus und selbst das inzwischen wieder abgerissene Silo noch in ferner Zukunft lagen. Als Abschluss seiner Lesung trug Schmid eine eigene, unterhaltsame Kurzgeschichte vor und bewies, dass Frutigen auch nach Maria Lauber Heimstätte begabter Autoren ist. Mit dem «frutigdütsche Aabe» hat sich die Kulturgutstiftung Frutigland auf ein Experiment eingelassen. Ein Experiment, das aber sicher gelungen ist: Die Musik, die übrigens gegen Ende dieses Jahres auf einer CD erscheinen wird, hat Maria Laubers Texten eine neue Dimension verliehen. Und vorgelesen sind sie sowieso ein Genuss. Ruedi Egli, der Präsident der Kulturgutstiftung, sagte es am Ende des Abends treffend: «Wenn uns Maria Lauber zugeschaut hat, sie hätte sicher Freude.» Nik Sarbach Wegen grosser Nachfrage wird der Anlass «E frutigdütsche Aabe» der Kulturgutstiftung am 2.Februar wiederholt. Er findet um 20.15 Uhr im Rustico-Pub in Frutigen statt. >
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